können sich ausrechnen, wie lange. Ich hab ihn damals aus dem Wasser gezogen, er wäre beinahe in der Mol­dau ertrunken. Deshalb richtet er manchmal hier in die­sem Amtslokal das Wort an mich. Deshalb hat er mich auch vor sieben Jahren protegiert, so daß ich nach Prag versetzt worden bin. Das ist alles. Außerhalb dieses Amtszimmers hab ich seit sieben Jahren kein Wort mit ihm gesprochen."

Er atmete tief auf. Er schämte sich, weil er jetzt gesagt hatte, was er den Kollegen sieben Jahre lang verschwie­gen hatte. Er schämte sich auch, weil er aus Angst, für den Freund eines Verräters gehalten zu werden, von Fobich abgerückt war. Daß der Verdächtige zweimal an der Seite der deutschen Regierungsvertreter aufgetreten war und heute die impertinente deutsche Ansprache ver­fälscht verdolmetscht hatte, belastete ihn sehr; aber es bewies noch nicht, daß er ein Verräter war. Vielleicht hatte er aus taktischen Gründen eine Rolle übernom­men, die verdächtig schien, die aber möglicherweise einem guten, ehrenhaften Zweck diente. Vielleicht wollte er das Vertrauen der Deutschen gewinnen, um es zu einer ihnen Unheil und Verderben bringenden Waffe umzuschmieden.

Rada war in Versuchung, das alles den Kollegen zu sa­gen. Aber er sagte es nicht. Im Innersten seines Her­zens fühlte er, daß er Fobich, dem er nicht weniger als die Kollegen mißtraute, nicht verteidigen könne. Wie in einem beklemmenden Traum konnte Rada nicht spre­chen. Seine Zunge war gelähmt. Wie in einem beklem­menden Traum sah er, daß sich die beiden Kollegen, die ihm nie anders als mit großer Achtung begegnet waren, in strenge Richter verwandelten, die ihn mit strengen Blicken maßen und prüften.

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