stand heftiger Gemütsbewegung zu befinden, denn er zündete seine Pfeife an, was er während der Amtsstun­den nie tat; nur an zwei Tagen, im vergangenen Herbst nach der Abtrennung der Sudetengebiete und am 15. März, als die Deutschen in Prag einmarschiert waren, hatte er in dem Amtslokal die Pfeife in Brand gesteckt. Das Schweigen der erregten Kollegen empfand Rada wie eine Ohrfeige, denn es besagte, daß sie Fobich für einen Verräter und ihren alten Kollegen Josef Rada für den Freund eines Verräters hielten. Dieser Gedanke war ihm unerträglich; von Minute zu Minute qualvoller empfand er das Schweigen der Kollegen als eine unverdiente Züch­tigung, so daß er sich endlich, alle Hemmungen über­windend, entschloß, Klarheit zu schaffen. Er legte die Feder auf den Schreibtisch und sagte: ,, Ich wüßẞte gern, was Sie jetzt denken, Havelka. Und Ihre Meinung, Beran, möchte ich auch gern hören."

Der alte Beran senkte den weißen Kopf tiefer über seine Akten und murmelte: ,, Was weiß ich." Havelka hingegen schien diesen Augenblick mit Ungeduld erwartet zu haben. Er stand auf, ging einige Male im Zimmer auf und ab, schleuderte das auf dem Fußboden lie­gende Aktenbündel mit der Fußspitze in die Ecke und sagte: ,, Mich interessiert mehr, was Sie den­ken; denn Sie sind wahrscheinlich besser als wir ein­geweiht."

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Diese Worte steigerten Radas Erregung. Er bemühte sich jedoch, dem Kollegen ruhig zu antworten und sagte: Warum glauben Sie, daß ich besser eingeweiht bin? Ich weiß gar nichts. Mit mir hat Fobich noch nie ein Wort über Politik gesprochen. Ich bin mit ihm in die Schule gegangen, aber in eine andere Klasse. Nicht einmal da­mals waren wir befreundet. Und das ist lange her; Sie

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