Dorf. Prag war fern. Er vergaß, daß er einmal einem Knaben das Leben gerettet hatte. Er heiratete, ging als Soldat nach Rußland , lief zu den Russen über, kämpfte als Legionär, kehrte nach dem Krieg gesund zurück, wurde Familienvater und hoffte jahraus, jahrein, Sta­tionsvorstand in einer kleinen Stadt zu werden.

Er war fünfundvierzig Jahre alt, als seine Laufbahn durch eine Begegnung mit Fobich, den er seit nahezu drei Jahrzehnten nicht gesehen hatte, eine unerwartete Wendung nahm.

Der kleine Gebirgsbahnhof, dessen Vorstand und ein­ziger Beamter Rada war, wurde von einer Kommission aufgesucht, die festzustellen hatte, ob die Eisenbahn­strecke, die hinter der Station endete, ohne bedeutende Schwierigkeit verlängert und der Hauptstrecke ange­schlossen werden könne. Der höchste Beamte der Kom­mission, der hauptsächlich Ingenieure angehörten, war ein eleganter, etwa vierzigjähriger Mann, dessen glit­zernde schwarze Augen Rada seltsam vertraut dünkten. Der Vorstand der kleinen, in den Mittelpunkt des Pro­jekts gerückten Station empfing die Kommission. Als er sich vorstellte, griff sich der elegante höhere Beamte, hinter dem die andern respektvoll stehenblieben, an die Stirn und rief: ,, Rada? Josef Rada? Du lieber Himmel! Meine Herren, dieser Mann hat mir einmal das Leben gerettet."

Fobich, den Rada jetzt wiedererkannte, ergriff den Arm des Jugendgefährten, dessen Verlegenheit größer als seine Wiedersehensfreude war, ging mit dem Über­raschten vor das Stationsgebäude und sagte: ,, Laß dich anschauen." Rada lächelte verlegen, runzelte die Stirn und sagte: ,, Ich hätte Sie schwerlich wiedererkannt, Herr Sektionschef."- ,, Noch nicht, lieber Freund, einstwei­

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