len nur Ministerialrat", sagte Fobich ,,, aber ich bitte dich, mich außerdienstlich nicht wie einen Fremden zu behandeln, wir duzen einander, das ist doch selbstverständlich."
Er studierte die Gesichtszüge seines Lebensretters und sagte: ,, Die Augen, die hätte ich gleich wiedererkennen müssen. Niemand auf der ganzen Welt hat so treuherzige Augen."
,, Auch mir sind deine Augen gleich aufgefallen", bemerkte Rada.
,, Also erzähl mir: Wie geht es dir? Wie ist dein bisheriges Leben verlaufen?" fragte Fobich, dem Jugendgefährten eine dicke Zigarre aufnötigend. Rada dachte nach. Er wußte nicht, was er erzählen solle. Endlich sagte er: Vor einem halben Jahr habe ich mir einen Bruch zugezogen." Fobichs verständnislosen Blick bemerkend, fügte er hinzu: ,, Seit damals bin ich nicht mehr so leistungsfähig wie früher."
Fobich äußerte den Wunsch, Radas Frau kennenzulernen und ließ sich in der bescheidenen Amtswohnung bewirten. Rada berichtete nicht ohne Stolz, daß er einen Sohn habe, der in Prag ein Gymnasium besuche. Eine Stunde später ging Fobich seiner Amtspflicht nach, worauf er nach Prag zurückfuhr. Beim Abschied fragte er Rada, was er für ihn tun könne. ,, Danke, nichts, ich bin zufrieden", antwortete Rada. Fobich sagte: ,, Da dein Sohn in Prag studiert, wäre es vorteilhaft, wenn sich deine Versetzung nach Prag ermöglichen ließe. Vielleicht findet sich im Ministerium ein Posten für dich." Rada hörte nach diesem Besuch monatelang nichts von Fobich und hatte nicht die Absicht, sich ihm in Erinnerung zu bringen. Marie, der die schwarzen glitzernden Augen des hohen Beamten mißfallen hatten, meinte, er
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