Menschen, die sich in der Schwimmschule bei der nächsten Brücke getummelt hatten, waren so weit entfernt gewesen, daß die verzweifelten Rufe des Ertrinkenden nicht bis zu ihnen gedrungen waren. Er hatte sich bereits verloren gegeben, als Rada, der ihn zufällig erspäht hatte, auf ihn zugeschwommen war. In hartem Kampf war es Rada geglückt, den Erschöpften über Wasser zu halten und ans Ufer zu bringen. Rada hatte den Vierzehnjährigen, den er zuweilen in der Schule gesehen, mit dem er aber nie gesprochen hatte, erst erkannt, nachdem er bei dem Ertrinkenden angelangt war. Fobich hatte in diesem Augenblick das Bewußtsein verloren, war aber schon nach wenigen Sekunden ins Leben zurückgekehrt. In dieser unvergeßlichen Minute hatte er in die graublauen, ernsten, besorgten Augen des Sechzehnjährigen geblickt. Er hatte ihn nie vorher gesehen. Er hatte aber, wie er später oft erzählte, in dieser Minute das Gefühl gehabt, diese graublauen, ernsten, besorgten Augen immer schon gekannt zu haben. Zauberhaft beruhigt, hatte der Vierzehnjährige gefühlt, daß ihm nichts geschehen könne, solange diese Augen ihn anblickten.
Miroslav Fobich war aus reichem Hause. Rada war der Sohn eines schlecht bezahlten Eisenbahnbediensteten. Fobich war ein verwöhntes Kind, dessen Wünsche nie unerfüllt blieben. Rada mußte Nachhilfestunden geben, um am Gymnasium studieren zu können. Fobichs Vater lud den Lebensretter seines Sohns ein, auf einem Landgut gemeinsam mit dem Vierzehnjährigen die Ferien zu verbringen. Rada nahm die Einladung an, aber die luxuriöse Umgebung behagte ihm nicht. Man drängte ihm jeden Tag Geschenke auf. Widerwillig und errötend nahm er sie an: ein neues Reiẞzeug, einen Fußball, Bü
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