unauffälligen Menschen verhaftet habe, war Rada so unerträglich, daß er sich einzureden versuchte, Pytlík habe vielleicht der kommunistischen Partei angehört oder wirklich, wie der alte Beran meinte, vor einer Hakenkreuzfahne ausgespuckt. Aber im Grunde war Rada überzeugt, daß Pytlík, der nie eine politische Neigung verraten hatte, keiner Partei angehört habe. Und es war unwahrscheinlich, daß der junge Mann, der beim Anblick der einziehenden deutschen Tanks leichenblaẞ geworden war und vorsichtig genug gewesen war, auf den Fußspitzen mit den Präsidentenbildern auf den Dachboden zu gehen, auf der Straße vor einer Hakenkreuzfahne ausgespuckt habe.
Die drei Beamten erwarteten, daß die Gestapo Pytlik bald freilassen werde. Aber der junge Mensch kehrte nicht zurück. Man hörte nichts mehr von ihm. Rada begriff, daß dieses Schicksal jeden Menschen in Prag , auch ihn und seine Familie, jederzeit ereilen könne. Jarmila erhielt die telegraphische Verständigung, daß ihr Vater ohne Unfall nach Polen gelangt sei. Der verstörte Rada vermochte kaum an Edmunds und Jarmilas Freude teilzunehmen. Erst nach vierzehn Tagen, die keine Änderung brachten, begann er aufs neue zu hoffen, daß seine Unauffälligkeit ihn und die Seinen schützen werde.
Anfangs April wurden alle Beamten des Ministeriums in den großen Konferenzsaal des Präsidiums gerufen. Die Subalternen standen gedrängt hinter den Sitzreihen der höheren Beamten. Der Minister, der die Versammlung eröffnete, erteilte nach einer kurzen Begrüßung einem Vertreter der deutschen Regierung das Wort, der die Beamtenschaft aufforderte, die Einverleibung des ,, Protektorats Böhmen und Mähren " in das Großdeutsche
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