keine überflüssigen Sorgen machen. ,, Überflüssige?" fragte Edmund.

Rada antwortete nicht. Seine Augen strahlten nicht mehr. Aber er war jetzt nicht mehr verstört. Er war ruhig und gefaßt. Sein rundes Gesicht, das fahl gewesen war, nahm die gewohnte rosige Tönung an. Er schlief in dieser Nacht ruhig und erwachte am Morgen mit dem Gedanken, daß die größte Gefahr von ihm und seiner Familie abge­wendet worden sei. Auch der Gang ins Amt war leich­ter als am gestrigen Morgen; die militärischen Bewe­gungen der Deutschen hinderten den Verkehr nicht mehr. Rada kam rechtzeitig, zwei Minuten vor acht, in sein Amt; und diese Rückkehr in das Gewohnte half ihm über die zornige Beklemmung hinweg, die ihn ange­sichts der deutschen Uniformen befiel.

Pytlík, der neunzehnjährige Kollege, erschien an diesem Morgen nicht im Amt. Um zehn Uhr betrat der Abteilungs­vorstand das Amtszimmer und teilte den drei erbleichen­den Beamten mit, Pytlik sei in der Nacht von der Ge­ stapo geholt worden. ,, Warum?" fragte Rada. Der Ab­teilungsvorstand zuckte die Achseln und ging.

,, Warum?" sagte Havelka. ,, Ob jemand verhaftet wird oder nicht, hängt ganz vom Zufall ab. Die Gestapo ver­haftet einen Menschen, weil seine Nase ihr nicht ge­fällt."

,, Vielleicht hat er vor einer Hakenkreuzfahne ausge­spuckt", meinte der alte Beran.

Konnte ein Mensch weniger auffällig als der junge Pyt­lik sein? Man hatte ihn im Amt einen Windbeutel ge­nannt, weil er häufiger als die älteren Beamten das Amts­zimmer verlassen hatte, um ungestört eine Zigarette zu rauchen. Aber einen harmloseren Menschen gab es be­stimmt nicht. Der Gedanke, daß die Gestapo einen so

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