Endlich war die Amtszeit zu Ende. Endlich kam er nach Hause. Im Eintreten vernahm er die ruhigen Stimmen Maries und Edmunds. Kein Gestapomann war in der Woh­nung, die Frau deckte den Tisch, der Junge saß unter der Lampe und las, das Zimmer sah friedlich und freund­lich aus. Edmund erzählte, er habe den Tag mit Jarmila verbracht. Der Vater des Mädchens hatte gestern Prag verlassen. Er versuchte mit zwei Freunden, die gleich ihm die Rache der Gestapo zu fürchten hatten, nach Po­ len zu entkommen. Sie hatten einen zuverlässigen Füh­rer, der jeden Weg und Steg in den Grenzgebieten kannte. Jarmila hoffte, morgen oder übermorgen ein Telegramm ihres Vaters aus Polen zu erhalten.

Rada empfand eine Erleichterung, die so groß war, daß seine ernsten, immer besorgten Augen strahlten. Er freute sich, als ob der Einbruch der Deutschen nichts als ein böser Traum gewesen wäre, der nun zu Ende war. ,, Das ist fein", sagte er mit strahlenden Augen. ,, Ich bin sehr froh."

Edmund sah verwundert die freudige Erregung seines Vaters und sagte: ,, Ich kann mich nicht recht freuen, so­lange wir nicht wissen, ob er glücklich über die Grenze gelangt ist."- ,, Er ist bestimmt schon in Polen , ich zweifle nicht", sagte Rada ,,, du wirst sehn, morgen kommt ein Telegramm, vielleicht sogar schon heute." Edmund konnte nicht genug staunen. Die Grenze war zweifel­los so streng bewacht, daß es durchaus nicht leicht sein konnte, unbemerkt nach Polen zu gelangen. Und es war nicht des Vaters Art, Gefahren zu unterschätzen. Rada sah die zweifelnde Miene seines Sohns, war je­doch nicht bereit, sich in dieser Stunde mit dem Schick­sal des geflüchteten Journalisten länger zu befassen, son­dern empfahl dem Niedergeschlagenen, er möge sich

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