Er blickte auf die Uhr und sagte: ,, Heute kommt wahr­scheinlich niemand mehr."

Edmund, der noch immer auf die Straße starrte, drehte sich um und sagte: ,, Was meinst du, Vater? Wird nie­mand den Deutschen Widerstand leisten?"

,, Es wird zweifellos Widerstand geben. Aber wir klei­nen Leute haben uns einstweilen ruhig zu verhalten. Ein unorganisierter Widerstand wäre sinnlos. Wir müs­sen abwarten, was die Berufenen planen."

Edmund antwortete nicht. Er wußte, daß Jarmila sich mit dieser Antwort nicht zufrieden gäbe. Er wußte, daß sie antworten würde: ,, Wir alle sind berufen. Wir kleinen Leute sind das Volk. In solchen Zeiten müssen die klei­nen Leute Größe zeigen; und sie werden Größe zei­gen." Er schämte sich, weil er seinem Vater die Ant­wort schuldig blieb. In großem Aufruhr zog er sich in sein Zimmer zurück.

Die Frau blieb sitzen, obwohl ihre Arbeit in der Küche noch nicht getan war. Auf der Straße ertönten schrille Pfiffe. Der Mann und die Frau lauschten. Ein schweres Lastauto raste an dem Hause vorbei. ,, Es ist nichts", sagte Rada. Er setzte sich und sagte: ,, Fobich hat die Deutschen in alle Amts­lokale geführt. Es war mir unangenehm. Aber vielleicht hat es nichts zu bedeuten. Wahrscheinlich hat der Mini­ster ihn beauftragt, den Deutschen alles zu zeigen." ,, Wahrscheinlich", sagte Marie.

Rada fragte: ,, Aber warum gerade ihn?"

Er erwartete keine Antwort. Er hatte laut gedacht. Marie blickte ihn fragend an. Er dachte: Ich darf nicht laut denken. Ich darf keine Unruhe verbreiten. Es ist meine Aufgabe, die Frau und den Jungen zu beruhigen.

Trotzdem sagte er noch einmal: ,, Es war mir unange­nehm."

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