DAS WIRTSHAUS ZUR VERLORENEN ZEIT

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Gauner, ein Schriftsteller hat dich übervorteilt. Aber seien wir aufrichtig, ein ganz klein bißchen war es auch deine Schuld. Du hättest dir gleich beim ersten Griff Prozente sichern sollen.

Ein ewiger Lehrling des Lebens, der es manchmal zum Mei­ster, aber nie zum Gesellen brachte, war ich, ein verhinderter Landstreicher, auf Reisen recht eigentlich zu Hause. Aber wo war ich sonst zu Hause? Vielleicht in meinem geliebten Alt­Aussee, wo ich Sommer für Sommer von der Wegandacht am hochgeschwungenen Tressen- Weg im Vorübergehen den Vers

ablas:

Wir leben und wissen nicht wie lang, Wir sterben und wissen nicht wann, Wir reisen und wissen nicht wohin

Mich wunderts, daß ich so fröhlich bin!

Das ist das österreichische Glaubensbekenntnis: der Öster­reicher ist fröhlich, aber es wundert ihn. Es ist auch das Wesen der Mozartschen Musik, die in dieser Zauberformel, abgründig vergnügt, mit einem unterdrückten Jauchzer ins Himmelslicht tritt. Und Mozart, was ist er anderes als die Rechtfertigung des Österreichers vor Gott ?

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Ja, reisen ist, fast wie leben, eine wunderschöne Sache, solang man jung ist. Aber in unserem Zeitalter hat das Reisen die Jugend überlebt nicht das Reisendürfen, aber das Reisen­müssen. Und so wird noch einmal wahr, was die liebe öster­reichische Erzählerin Marie Ebner- Eschenbach in ihrem zeit­losen Tagebuch notiert: Die schmerzlichste Erfahrung des Alters ist nicht, daß man alt wird, sondern daß man jung bleibt." Aus welchem Gesichtswinkel angesehen, alles zum Ur­sprung zurückkehrt, einschließlich der im Wirtshaus zur ver­