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MIT MIR IN AMERIKA

erfährt. Das offensichtlichste Hindernis für denjenigen, der sich, frisch zugereist, auf den Weg macht, besteht darin, daß die Entfernungen so ungeheure sind. Los Angeles ist noch nicht die größte Stadt Amerikas , die es im nächsten Jahrhundert ver­mutlich sein wird; die ausgedehnteste ist es schon heute. Die Häuser schießen hier nicht wie in New York zusammengedrängt in die Höhe, das überlassen sie den Palmen, die straßauf, straẞab die eigentlichen Wolkenkratzer und Himmelswedler sind: sie verflüchtigen sich vielmehr überall ins Weite oder verbergen sich in den zahllosen bewaldeten Talfurchen, die man hier Canyons nennt. Es sind niedliche Budenhäuser, im Bunga­lowstil gebaut, die unter Blumen und Blütenbäumen miteinan­der versteckenspielen, und besonders in den wohlhabenderen und reichen Teilen der ungeheuren Siedlung, wo die sonst flachen Wohnhäuser den Umfang von Sommerschlößchen an­nehmen, liegen oft Latifundien von Gärten zwischen einem dieser reizenden Kastelle und dem nächsten. Unter diesen Vor­aussetzungen zu Fuß irgendwohin zu gelangen, ist nahezu aus­geschlossen und beinahe gefährlich, da das Zufußgehen hier so ungebräuchlich ist, daß man sich durch öffentliche Betätigung dieser europäischen Gewohnheit dem Verdacht aussetzt, ein Spion zu sein und zumindest angehalten, wenn nicht verhaftet wird. Anderseits war man so unvorsichtig, ganz ohne Car­ dillac sich auf die Goldsucherjagd nach den zwei Sätzen zu begeben, so daß nichts übrigbleibt, als, um an seinen Bestim­mungsort zu gelangen, sich in einen der rasenden Busse zu werfen. Er ist bis zum Bersten überfüllt, genau wie die Wiener Elektrische in der ersten Nachkriegszeit, und es ist ein fast hoff­nungsloses Bemühen, vom Fahrer im Gedränge die unumgäng­liche Auskunft zu erlangen, an welcher unvorhergesehenen Haltestelle man auszusteigen, beziehungsweise umzusteigen hat. Tut man es an der unrichtigen Stelle, so ist man verloren; denn war es schon schwer genug, vom Hotelportier die Anweisung zu