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leben läßt. Das ist natürlich eine sagenhafte Behauptung, aber wann hätte jemals die Unwahrscheinlichkeit eines Märchens die großen und die kleinen Kinder gehindert, sich seinem Zauber hinzugeben? Wozu in meinem Falle noch kam, daß ich es in New York sichtlich nicht weiter brachte trotz der freundlichen Aufnahme, die mein etwas entlegener ,, Metternich" gefunden hatte: Was ich konnte, galt hier nicht, und was hier galt, konnte ich nicht, nämlich nicht nur den Vogel im Flug zu schießen, sondern den Vogel von morgen im Flug zu schießen, worin der amerikanische Tagesschriftsteller eine unfaßbare Meisterschaft besitzt. Also war es ein durch Enttäuschungen verschiedener Art nicht unwesentlich erleichterter Reiseentschluß, den meine Frau und ich im Sommer 1941 faßten. Einer liebenswürdigen Einladung Folge leistend, kratzten wir den entgegenkommenden Betrag eines auch die Möglichkeit einer überstürzten Rückreise berücksichtigenden Rundreisebilletts mit einem geborgten Löffel geschwind zusammen und machten uns auf den Weg. Die Reise als solche, obwohl sie eine Entfernung umfaßte, kaum geringer als diejenige, die uns von unserer Heimat trennte, war zu jener Zeit noch ein wahres Kinderspiel. Drei Tage und Nächte mit je tausend Meilen, alles zusammen etwas mehr als die dreifache Distanz Wien - Konstantinopel , und man war an den Ufern jenes anderen Weltmeers, das den im Hinblick auf das sichtbar Herandrohende, in Pearl Harbour später Verwirklichte, schauerlich heiter anmutenden Namen„ Pacific" führte.
Ist in Europa die Ankunft, so ist in Amerika schon die Reise ein Vergnügen, und zwar, was bemerkenswert ist, auch für die ärmeren Reisenden, die keine Pullman- Plätze bezahlen können. Es gibt im Reiche der Equality keine erste, zweite und dritte Klasse, vom Salonwagen nicht zu reden, denn noch die ,, Coach", die ungefähr unserer zweiten Klasse entspricht, ist ein Salonwagen, verglichen mit unseren Dritteklassewagen. Man sitzt


