DAS ANDERE AMERIKA

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wünschten Gegensatz zum Präsidenten vom Krieg nichts hören und nicht reden wollte, redete die Stadt selbst hinter dem Rük­ken ihrer Bewohner eine ganz andere Sprache. Wenn ich von meinem nach einem einem großen General benannten Hotel Lafayette" die sechzehnte Avenue zum Weißen Haus hinunter­ging, bedrohten mich beim Durchqueren der dem State Depart­ ment vorgelagerten Gartenanlagen allenthalben von Denkmal­sockeln gezückte Säbel, angeschlagene Gewehre, ja sogar von der Treppe des so friedlichen State- Department erbeutete Kanonen. An allen Wendepunkten der Parkwege, die von der einen Seite des großen Platzes zur anderen hinüberführten, verbrüderten sich Feldherren und ruhmumflossene Generale, indem sie sich in ihren verschollenen Uniformen, zu allem ent­schlossen, grimmig die bronzene Rechte drückten. Noch beim Ausgang des Gartens, der mit seinem kriegerischen Prunk zwischen Heeresmuseum und Militärkasino eine angenehme Mitte hält, kommandiert ein erzgegossener Befehlshaber in hohen Reiterstiefeln mit ausgestrecktem Arm einen Sturm­angriff, während zu seinen Füßen ein entflammtes Mädchen, gleichfalls aus Kanonenmetall, mit der Linken ein Bündel er­beuteter Fahnen zusammenrafft und gleichzeitig mit der Rech­ten ein nacktes Schwert in lebensgefährlicher Weise nach unten kehrt. Ja, noch wenn man, links abzweigend, den Weg vom State Department zum Department of Justice einschlägt, kommt man an dem in den Himmel gereckten Reiterstandbild Kosciuszkos vorüber, dessen martialischer Trotz eine comfort station überschwebt, die sich unter den Hufen seines Rosses auftut. Was an einen frechen Scherz im ,, Frieden" des Aristo­phanes erinnert, der durch den Mund eines friedliebenden Volksgenossen dem beutelustigen Armeelieferanten den Rat erteilt, aus Helmen Nachtgeschirre zu machen.

Das andere Amerika ? Vom Geographischen abgesehen, ist es, in Washington wie anderwärts, das Amerika , das handelt.