302
erklärung erklärte, indem er die Nationen in die Have- und Have- not- Nationen schied und damit den Klassenkampf zur weltpolitischen Maxime erhob. Die amerikanische Zeitung ist die bestgeschriebene, weil sie die meistgelesene ist; das Risiko ist auch hier, wie auf dem Gebiete des Theaters, zu groß, um ihren Erfolg durch eine halbfertige Schleuderarbeit aufs Spiel zu setzen. Ihr Nachrichtendienst, ihr Englisch und ihre Gesinnung müssen hieb- und stichfest sein und sind es. Das gleiche gilt auch für die großen Magazine, wenn auch mit einigen Einschränkungen. Denn hier wird der Massenabsatz, der sich in Friedenszeiten auf die fünf Weltteile und sieben Meere verteilt, eine immer drohendere Gefahr für den Aktualitätsgehalt der Monatsschrift. Der Techniker verlangt, daß das einzelne Heft drei Monate vor seiner möglichen Ankunft in China oder Neuseeland druckfertig vorliegt, und der Politiker fürchtet mit Recht, daß das jüngste Ereignis, über das er seinen Editorial schreibt, bis dahin vergessen sein könnte; er soll den Vogel im Flug schießen, wozu er sich als Publizist erzogen hat, aber er soll den Vogel von morgen im Flug schießen, was auch dem geübtesten Jäger nicht immer gelingt. Drückt hier der Massenabsatz auf das intellektuelle Niveau der großen Revuen, so gefährdet er in den großen Wochenschriften deren literarischen Charakter durch die unvermeidliche Mechanisierung der dem Durchschnittsgeschmack von Millionen Lesern angepaẞten Beiträge. Ich bin ein großer Bewunderer der amerikanischen Story von O'Henry bis Stephan Vincent Benét, aber ich kann mir die besten dieser Geschichten ebensowenig in den Magazinen der letzten oder der nächsten Woche vorstellen wie eine Novelle von Tschechow , Kipling oder Maupassant . Natürlich steht es mir als einem Einwanderer nicht zu, eine derartige Kritik zu üben. Aber vielleicht stand es dem amerikanischen Schriftsteller 1. O. Brien zu, der in seiner Einleitung zu einer Anthologie amerikanischer Kurzgeschichten wörtlich schreibt:„ The bad


