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HITLERS GAST
redung und ihr Ergebnis heiter zusammenfaßte mit den Worten:
,, Er hat gesagt, das nächstemal kriegt der andere die Ohrfeige!"
Ich fürchte, er hat sie wirklich gekriegt und noch viele andere dazu, denn einige Monate später starb, zu Tode geprügelt, mein armer Kamerad im Konzentrationslager zu Buchenwalde. Nur einen einzigen Faustschlag ihm abzunehmen, war mir vergönnt.
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Hätte ich das Gespräch mit meiner amerikanischen Tischdame nicht so unbescheiden abgebrochen, so wäre, wie zahlreiche spätere Erfahrungen erwiesen, ihre nächste Frage unweigerlich gewesen: ,, Wie war das Essen in Dachau ?" Darüber ausführlich Auskunft zu geben, hatte ich wiederholt Gelegenheit, und jedesmal machte der höfliche Gesprächspartner ein besorgtes, ja geradezu kummervolles Gesicht, wenn ich ihm nicht verschweigen konnte, daß unser erstes Frühstück, um vier Uhr morgens stehend eingenommen um halb vier wurden wir geweckt-, keineswegs wie in den amerikanischen Gefängnissen aus Kaffee, Weißbrot, Butter, Eierspeise, Schinken, Speck, Porridge, Honig und Fruchtsäften bestand, sondern lediglich aus Kaffee, der mit Kaffee nichts zu tun hatte, und einem manchmal schmalen Stück Schwarzbrot. Das gleiche galt von den beiden anderen Mahlzeiten, und ohne mich auf einen Vergleich unserer einförmigen Eintopfgerichte mit der gestuften Speisefolge eines amerikanischen Sträflingsmahles hier näher einzulassen, kann ich nur sagen, daß das Essen in Dachau so wenig war, daß wir gar nicht merkten, wie schlecht es war. Was zeitweise kulinarische Überraschungen nicht ausschloß. Ich erinnere mich eines Walfischgulasches, das ein paarmal auftrat, und eines mit Steinöl zubereiteten Kartoffelsalats. Aber derartige


