DER HULLE ZWEITER TEIL
251
durfte und mußte, zehn Stunden täglich, ohne eine andere Unterbrechung als eine kurze Mittagspause. Auch war die atemlos gehetzte Zwangsarbeit bei zunehmender Sommerhitze um nichts erträglicher und bekömmlicher geworden. Aber ein Gutes hatte meine nähere Bekanntschaft mit dem Revier doch zur Folge gehabt. Es war mir erlaubt, hie und da, ja sogar zweimal in der Woche, ein mir vom Arzt verschriebenes Herzmittel dort persönlich in Empfang zu nehmen, wobei das Mittel weniger herzstärkend wirkte als der Zeitverlust. Man durfte bei solchem Anlaß die hitzige Arbeit schon um vier Uhr unterbrechen und zum Revier hinüberlaufen. Und bei halbwegs geschickter Trödelei verging dann der Rest des Nachmittags mit der Übernahme des Medikaments, so daß man die nach sechs Uhr einrückenden Kameraden an der Schwelle der Baracke begrüßen konnte.
-
-
Wir waren regelmäßig hundert bis zweihundert Gefangene, die diese humane Begünstigung genossen und im Sonnenbrand barhäuptig dies die unhumane Vorschrift an der Pforte des Spitals stundenlang Schlange stehen durften, scharf bewacht, versteht sich, von den diensthabenden SS- Leuten. Die meisten meiner Kameraden fanden sich ein, um ihre Verbände wechseln zu lassen, oder sie hatten Blasen auf dem Kopf, die schmerzhaft mit Jod bepinselt wurden. Das war regelmäßig bei den Neuangekommen der Fall, die oft so verschwollene Augen hatten, daß sie sie vorübergehend nicht auftun konnten nicht immer und ausschließlich infolge des Sonnenbrandes. Andere hatten, wie ich, eine Arznei abzuholen, zu welchem Zwecke wir unser eigenes Mundwasserglas aus der Baracke mitzubringen hatten. Hiebei ließ sich, beschäftigungslos, einige Zeit vertrödeln. Wenn es dann soweit war, hielt man dem Sanitätsgehilfen das leere Glas hin und bat unter Nennung seines Namens, der gebrüllt werden mußte, um Ausfolgung der Tropfen, welche Bitte gewöhnlich mit dem Götz- von- Berlichin
-
dies


