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ANFANG VOM ENDE UND ENDE VOM ANFANG

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gen hätte. Dann gab er andere Erinnerungen zum besten, die nicht viel bedeutender gewesen sein können, sonst hätten sie sich mir wohl deutlicher eingeprägt. Auch ließ er sich sichtlich angelegen sein, mit jedem der um ihn Herumsitzenden zu prosten und ein paar freundliche Worte zu wechseln, immer in der gleichen Tonart und ohne von dem einen Gast mehr zu wissen als von dem anderen, was bei seiner bekannten Ab­neigung gegen die Literatur er las nur den ,, Lausbub in Amerika " auch gar nicht anders sein konnte. Dann, nach­dem das eine ganze Weile so fortgegangen war, trat sein Adju­tant mit bescheidener Festigkeit an ihn heran und sagte, gegen sein Ohr geneigt:, Herr Generalfeldmarschall, Herr General­oberst Ludendorff fragt an, ob Herr Generalfeldmarschall jetzt mit Herrn Generaloberst Platz tauschen wollten?" Das war natürlich das im voraus vereinbarte Zeremoniell, dem sich der alte Herr widerspruchslos fügte. Er stand gewichtig auf und machte dem mit betonter Forschheit herantretenden Firmenteil­haber Platz, der, den noch warmen Sitzplatz seines Vorgesetz­ten mit Lust einnehmend, das Einglas in seinem Mephisto­gesicht verankerte und das unterbrochene Gespräch weltmän­nisch mit der ironischen Wendung: ,, Wo sind die Herren stehengeblieben?" wieder in Schwung brachte. Er war uns allen vom ersten Augenblick an unsympathisch, was er auch voraus­zusetzen schien. Daher die Ironie.

Daẞ Ludendorff so unsympathisch war, machte Hindenburg zum Sieger von Tannenberg, der Hindenburg , diese ,, dicke Berta " unter den deutschen Feldherren, so wenig war, daß sein Kollege Seekt in seinen Erinnerungen später abschließend von ihm sagen konnte: ,, Wenn Hindenburg die Schlacht von Tannenberg gewonnen hat, dann haben die Römer bei Cannae über Hannibal gesiegt." Natürlich wollte Seekt damit nicht sagen, daß Ludendorff bei Tannenberg den Sieg entschieden hätte, sondern- Seekt. So oder so, Hindenburg war es nicht,