152 ANFANG VOM ENDE UND ENDE VOM ANFANG
das einzige, was ihm, außer der Einführung des Allgemeinen Wahlrechts, schließlich glückte: die Angliederung Bosniens , führte zum Untergang seines Reiches, den vorauszuschen er immerhin klug genug war. In seinen letzten Jahrzehnten, wenn ihn ein Unglück traf, pflegte er, um sich nicht jedesmal neu aufregen zu müssen, ein für allemal zu sagen:„Mir bleibt nichts erspart!“ Aber auch Österreich blieb nichts erspart unter ihm. Als er achtzehnjährig den Thron bestieg, mußte er die Revolu- tion seiner Völker mit fremder Hilfe in Blut ersticken, später verlor er die Lombardei , das schönste und fruchtbarste seiner Länder, dann Venedig , dann die Vormachtstellung im Deutschen Bund und den Rang einer in Mitteleuropa führenden Groß- macht, den ihm Metternich hinterlassen hatte. Aus Deutschland hinausgedrängt, wandte er sich gegen Osten und suchte auf dem Balkan Genugtuungen, die ihm im Westen und Süden versagt geblieben waren. Die Folge war, daß Österreich im ersten Jahr- zehnt dieses neuen Jahrhunderts auch noch seine seit Jahr- hunderten festgehaltene Vormacht im Südosten Europas ein- büßte und sich in einen endlosen Krieg hoffnungslos verwickelt sah. Den Friedensschluß nach diesem Krieg nicht mehr erleben zu müssen, war die einzige Gnade, die ihm das Schicksal erwies. Vorangegangen war als einziger militärischer Erfolg der öster- reichischen Waffen nur die flüchtige Eroberung Belgrads— flüchtig, weil sie von allerkürzester Dauer war. Man erzählte sich, daß, als ihm eine militärische Abordnung am Kaiser- jubiläumstag die Schlüssel der aus dem österreichischen Prinz- Eugen-Lied bekannten„Stadt und Festung Belgerad“ über- brachte, es im Augenblick, als die Deputation das Audienz- zimmer betrat, an einer passenden Unterlage zur schicklichen Überreichung der Schlüssel fehlte. Man griff nach dem ersten besten Sofakissen. Und was stand auf diesem Sofakissen, nach- dem der Monarch die Schlüssel huldvoll aufgenommen hatte?’ „Nur ein Viertelstündchen“ ständ darauf.


