146 ANFANG VOM ENDE UND ENDE VOM ANFANG

waren damit strategisch über den Haufen geworfen und ver­wandelten sich in einen verhängnisvollen Geschwindigkeitsvor­sprung Rußlands , den unsere romantische Kavallerie nicht aus­gleichen konnte. In Serbien am Aussteigen verhindert, kam der österreichische Soldat viel zu spät in Galizien an, um dort die vorgesehene Linie noch halten zu können. Dazu kam, daß der deutsche Bundesbruder, alle seine ungeheuren Machtmittel gegen Frankreich zusammenballend, Österreich ohne Unter­stützung ließ in einem Augenblick, in dem nur eine solche Hilfe den Anfangsfehler hätte richtigstellen können. Vier Wochen nach Kriegsausbruch konnte die deutsche Heeresleitung kalt lächelnd melden, daß die französische Regierung nach Bordeaux übergesiedelt wäre. Lemberg ( die galizische Hauptstadt) noch in unserem Besitz!" meldete gleichzeitig der österreichische Heeresbericht. Nach jenem, wird" der serbischen Note besie­gelte dieses unglückliche ,, noch" unser Schicksal.

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Obwohl für eine unmittelbare Kriegsdienstleistung augen­blicklich nicht mehr oder vielmehr noch nicht in Betracht kom­mend, war ich mittlerweile nach Wien zurückgekehrt, da ich es auf die Dauer in der vorwurfsvollen Stille unseres versteckten Alpentälchens eben doch nicht aushielt. Die Stadt war kon­gestioniert, tagsüber von rauschender Militärmusik erfüllt und abends von bösen Gerüchten durchschwirrt. In dieser Stimmung begegnete ich einem mir persönlich bekannten hohen Würden­träger, der, zwischen Amt und Kaffeehaus, unter den Platanen der Ringstraßenallee eben spazierenging, was man in Wien sogar nachts tat. Ich hatte ein kleines Gespräch mit ihm, das mir für unsere damalige Lage kennzeichnend erscheint.

Der Mann, der mich im Vorbeigehen anrief und mit herab­lassender Vertraulichkeit sich in mich einhängte, war ein soge­nannter Wirklicher Geheimer Rat , welcher Rang in Österreich