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ANFANG VOM ENDE UND ENDE VOM ANFANG

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ein

Durfte man daraus schließen, daß sie auch als Leichnam neben ihm liegen durfte? Sie darf nicht, entschied der Oberst­hofmeister Fürst Montenuovo . Als die beiden Särge öffentlich ausgestellt wurden, stand der ihrige um eine Stufe tiefer. Für das Begräbnis hatte der Thronfolger, der seinen Monte­nuovo kannte, das Nötige letztwillig vorgesehen. Er wünschte, mit seiner Frau zusammen im Mausoleum seines Schlosses Art­ stetten beigesetzt zu werden. Artstetten liegt auf einer Anhöhe gegenüber dem Benediktinerstift Melk , das alle Reisenden in Österreich im Vorbeifahren bewundern. Das Begräbnis Begräbnis dritter Klasse, wie es dem Familienstatut entsprach fand nachts statt, um größeres Aufsehen zu vermeiden. Auch war damit die Möglichkeit gegeben, die Abwesenheit des alten Kaisers, dem man eine zweistündige Eisenbahnfahrt bei nacht­schlafender Zeit nicht zumuten konnte, begreiflicher erscheinen zu lassen. Als der traurige Zug fast ohne Gefolge in Melk anlangte, war es beinahe Mitternacht; eine Sommernacht, aber eine drohende. Ein apokalyptisches Gewitter brach los und unter Donner und Blitz mußte der Donaustrom in einer Fähre überquert werden. Dabei wären die beiden Särge, oberflächlich verstaut, fast ins Wasser geglitten, das empört heraufklatschte. Aber schließlich blieb sogar dieser melodramatische Effekt, in den Wellen verschwinden zu dürfen, der vergeblich um ihren Rang noch im Tode ringenden Herzogin von Hohenberg ver­sagt. Die beiden Metallsärge kamen in Artstetten an und wur­den in einem vollkommen korrekt und stimmungslos im besten wilhelminischen Marmorzuckerbäckerstil ausgestatteten, zwie­lichtigen Gruftgewölbe unter schönpolierten Grabplatten ver­eint. Ein Donnerwetter von ungewöhnlicher Heftigkeit war am Ende alles, was der Bevölkerung von dem ganzen Begräbnis­spuk in Erinnerung blieb. Die Aristokraten waren beleidigt, weil sie von ihrem Standesgenossen Montenuovo zum Leichen­begängnis nicht eingeladen worden waren. Einige rangierten