GEWITTER ÜBER ÖSTERREICH

Es

' s gibt Augenblicke in der Geschichte, in denen die Natur zum Dichter wird und die Zeitungsreporter sich gezwungen sehen, den Aufruhr der Elemente im Stile der Macbethschen Hexen gegen Zeilenhonorar zu beschreiben. Das Begräbnis des in Sarajewo ermordeten österreichischen Thronfolgerpaares war ein solcher schauerlich beredter Auftakt für alles, was noch kommen sollte. Es fand zu mitternächtlicher Stunde statt, unter Donner und Blitz und Wirbelstürmen über dem aufgeschreckten Stromufer des friedlich schlummernden Donautales. Und warum dies Aufgebot an Melodramatik? Weil die habsburgische Etikette der Frau des Thronerben die Gleichberechtigung, zwar nicht vor Gott , aber vor dem Familiengesetz absprach. Franz Ferdinand hatte den Anspruch, in der sogenannten Kapuziner­gruft, dem habsburgischen Totenkeller, mitten im lebenslustigen Wien , bestattet zu werden. Nicht so seine Gattin und Mutter seiner drei Kinder; man verweigerte ihr den Eintritt durch die schmale Türe, die in die Gruft hinunterführt. Die Herzogin hatte sich im entscheidenden Augenblick zwischen die Mörder­kugel und ihren Mann geworfen; dasselbe Geschoß hatte sie beide durchbohrt, tot lag sie in den Armen des geliebten Man­