WER HORT AUF KASSANDRA?

Mein

-

ein Vater war kein Politiker und kein Schöngeist. Er hatte nicht den Ehrgeiz, jenen Kreisen näherzutreten, die man im Nachkriegsengland mit einem Seitenblick als Intel­ligenzia bezeichnete und die es auch in Wien gab. Sein literari­scher Gesichtskreis war beschränkt, doch behielt er viel von dem, was er gelesen oder im Theater gehört hatte, und zitierte gern, besonders in Versform. Er sagte etwa, wenn etwas schiefging: ,, Glücklich ist, wer vergißt was doch nicht zu ändern ist..." oder, in gehobeneren Augenblicken: ,, Wär' ich besonnen, hieß ich nicht der Tell." Aber er hatte bei alldem dasjenige, was die Engländer Pferdeverstand nennen, eine Gabe, die man nicht unterschätzen soll, wie ich bezeugen kann. Einmal, ich war noch ein Knabe, hatte mich mein Vater auf einen geschäftlichen Aus­flug ans entgegengesetzte Ende der räumlich weitgedehnten Stadt mitgenommen; ich durfte auf dem Bock unseres Kutschier­wägelchens er nannte es Phaëton neben ihm sitzen, was mir besonderes Vergnügen machte. Es dauerte lange, bis er sein Geschäft abgewickelt hatte und es wurde Abend, ehe wir ge­mächlich heimkutschieren konnten, wobei, um unsere brave Lucie zu schonen, eine immer langsamere Gangart eingeschlagen

-

-