AUF ALTEN WEGEN INS NEUE

JAHRHUNDERT

Das

as Leben jedes jungen Mannes, der in Wien auf- und in das neue Jahrhundert hineinwuchs, stand unter dem Schwerte , was wörtlich zu verstehen ist. Denn dank der ,, deut­ schen Orientierung", wie es die Blätter nannten, war die allge­meine Wehrpflicht, dieses Verbrechen an der Menschheit, auch in Österreich eingeführt worden, die ,, Blutsteuer" mußte pünkt­lich entrichtet werden, wenn auch mit einigen liberalen Milde­rungen. Der akademisch Gebildete, so ungebildet er unter Um­ständen war, genoß das Vorrecht, statt dreier Jahre nur ein Jahr zu dienen, und hatte er dieser Pflicht als Einjährig- Frei­williger genügt, konnte er sogar Offizier werden oder, ritter­licher ausgedrückt, Anspruch erheben auf das goldene Port­epee", dessen goldenen Schimmer er allerdings beim Unifor­menhändler aus der Tasche seines Vaters bar bezahlen mußte. Die Voraussetzung dieser glänzenden Laufbahn, die innerlich mit ritterlichen Standesvorurteilen und äußerlich mit dem ,, Leut­nant in der Reserve" auf der Visitenkarte schloß, war die Reife­prüfung an einer Mittelschule. Zwölf Schuljahre waren der Preis, den der aufstrebende junge Mann dafür zu entrichten hatte.