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mehr Männer, als ich Finger an der Hand habe, aus der deutschen Vergangenheit auf uns, deren Stimmen und Weisungen uns wie göttliche Offenbarung in unserem geistigen Chaos treffen und zu unserem wahren Selbst rufen würden! Lassen Sie uns auch wieder neu hören da wir es nun wieder dürfen auf die Stimme der Kirche JESU CHRISTI, durch die wir nach dem Urteil aller einsichtigen Historiker und Politiker überhaupt erst ein Volk in der Völkergemeinschaft des Abendlandes geworden und nicht Barbaren geblieben sind. Nicht um eines Abendlandes willen, das wir nicht mehr beschwören können und nach meiner Meinung auch nicht einmal beschwören dürfen als Kinder des zwanzigsten Jahr­hunderts; aber um der historischen Wahrheit willen, der man ins Auge gesehen haben muß, wenn man neue Wege mit Verheißung in die Zukunft gehen will. Und die Historie lehrt: solange und sobald der. GOTT- Mensch von Nazareth uns fand, haben wir Deutsche uns selbst gefunden als Reich und als Individuen des Geistes und der Kraft. Wenn Sie ein wenig nachdenken, meine Freunde, werden Sie auch aus diesem dritten Ruf unseren ersten hören, den Ruf zur Demut! Denn nur die Hybris oder die Dumm­heit und die Bibel bringt gelegentlich beides zusammen

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an sich selbst genug.

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haben

Und endlich vernehmen Sie aus dem deutschen Antlitz von heute den Ruf nach Güte! Nach der schlichten menschlichen Güte, mit der wir einander begegnen, ertragen und zu helfen versuchen. Es gibt eine seltsam wunderbare Stelle im Werk Dostojewskis. Da sinkt ein reiner und frommer Mensch vor einem großen Sünder, auf den viel Leid und Gericht zukommt, auf die Knie, mit Tränen ehrfürchtiger Liebe vor so viel Gnade göttlicher Heimsuchung und Vergebungsbereitschaft. Sehen Sie, daran denke ich: an eine Güte, die davon lebt, wie tief GOTT, der HERR, vor uns Sündern in die Knie gegangen ist und uns in unserem Leid und Gericht umfangen hat durch SEINEN Sohn, den Gesellen der Zöllner und Sünder, bis zum Tode am Schandpfahl der Verbrecher, von deren einem in der Leidensgeschichte des HERRN geschrieben steht: ,, Er war um eines Aufruhrs, so in der Stadt geschehen war, und um eines Mordes willen ins Gefängnis geworfen..." Bemühen wir uns doch inständig, diesen bösen Traum der deutschen Seele hinter uns zu bringen, als könnten wir nur dann einander etwas sagen und sein, wenn wenigstens einer vor dem anderen stramm steht und nichts zu sagen hat. Es ist ein Durst nach gütigen Menschen unter uns, die uns gar nicht einmal soviel sagen sollen, aber die' auf uns hören und uns wie Kinder an der Hand nehmen können, wenn es über eine gefährliche Straße geht. Es ist das gewiß besonders Christenart, mit Menschen umzugehen. Doch die Sehnsucht nach Güte blüht doch wohl in jedem Menschenherzen, das einmal erlebt

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