stehen wir vor dem eigentlichen Ziel unserer gemeinsamen Besinnung über die Stunde unseres Volkes, vor der Frage nach der Zukunft, vor der Aufgabe der geistigen Wandlung des deutschen Antlitzes, nach der es selbst ruft.'

Erwarten Sie keine politischen und wirtschaftlichen Pläne von mir. Mein Beruf ist, Menschen bei der Hand zu nehmen und zu dem zu führen, der aller Wirren Ordner ist: zu dem Vater unseres HERRN und Heilandes JESU CHRISTI. Politische Pläne mögen und müssen die berufenen Männer vorlegen. Und hoffentlich sind sie berufen und tun sie es bald und gut. Aber sie mögen es tun nach einer Wandlung ihrer Herzen, ohne die das Vergangene nicht vergangen sein wird, eine Wandlung, die das Wiedererwachen der Seele auf Antlitz und Händen des deutschen Menschen vorbereiten würde, welches auch immer die politischen und wirtschaftlichen Lebensformen der deutschen Zukunft sein mögen. Wir haben gerade bei dem täglichen Hineinschauen in das verzerrte Antlitz des deut­schen Menschen immer wieder den Ruf nach dem Neuen, nach dem Wahren, nach dem Ewig- Gültigen vernommen, der aus keinem Menschenantlitz zu tilgen ist, ja der immer lauter wird, je tiefer ein Mensch sinkt und sänke er so tief wie der lästernde Schächer neben dem sterbenden Sohne Gottes. Wenn ich einen Dichter und Denker inmitten der Verfolgten und ihrer Verfolger habe ganz neu begreifen dürfen, dann war es der Russe Fjodor Dostojewski, der liebende Forscher im Antlitz aller Schächer zur Rechten oder zur Linken. Es sind vier Rufe der Wandlung, die ich heute vernehme und Ihnen weitergeben möchte.

-

-

Das deutsche Antlitz von heute ruft uns zur Demut! Meine lieben Freunde, lassen Sie uns miteinander demütig sein, die innerste Haltung jedes Menschen, der etwas vom Leben und seinen Aufgaben und Grenzen verstanden hat. ,, Man kann gar nicht Mensch sein, ohne sich vor irgend etwas beugen zu müssen", sagt einmal der eben erwähnte Fjodor Dostojewski. Und ich denke da besonders an die uns Deutschen heute aufgetragene Demut andere Völker mögen zusehen, was ihnen aufgetragen ist, die sich vor dem Gericht der deutschen Geschichte und vor dem unsäglich schweren Unternehmen einer deutschen Zukunft in Selbstbescheidung und Reue beugt, und hinter all dem vor GOTT, dessen Gang durch unsere Häuser und Felder und Familien wir darin vernehmen, wenn wir uns die Augen und Ohren öffnen lassen durch Sein Wort. Es ist nicht gut, wenn sich in unserem Vaterlande noch Menschen gegenseitig zu bestärken suchen in einem ,, unbändigen Haß auf alle unsere Feinde". Es ist bestimmt nicht gut, meine Freunde! Denn ,, unbändiger Haẞ" vermag nur aus einem Herzen zu quellen, das in der Brust stolzer und hochmütiger Menschenkinder schlägt und von dem unser deutscher Sänger singt: Wir spinnen Luftgespinste

17