das Seine

Denn es gibt eine Gesamtschuld, eine Volks- Schuld, mit der jeder­mann belastet ist, der diesem Volkskörper angehört: die Gesamt­schuld, daß sein Volk dieses Antlitz von heute trägt, zu der er für sein Teil mag er krank und degeneriert sein! beigetragen hat und beiträgt und um dessetwillen er in der Welt­geschichte und im Weltgericht gewogen werden wird. Denn auch der auf die Stufe des Tieres gesunkene Mensch bleibt der Mensch, der gefragt werden wird von GOTT und seinen Brüdern, wie er mit dem göttlichen Pfunde seiner Seele gewuchert habe auf Erden und sein ganzes Volk mit ihm!

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Doch das deutsche Volk bestand und besteht ja so werden Sie einwenden nicht nur aus den Abgestumpften, den religiös und sittlich Indifferenten, den seelisch Toten. Es gab und gibt doch noch jene ,, Siebentausend", die ihre Knie nicht vor Baal gebeugt haben, die Verantwortung kennen und darum im strengsten Sinne auch Verantwortung zu tragen haben; die noch nicht die Anarchie der moralischen Welt bejahen; die noch von einem lieben Vater. über dem Sternenzelt und sogar noch mehr: von dem Vater JESU CHRISTI wissen. Sie sind doch wahrlich nicht ausgestorben in unserem Geschlecht, die Innerlichen und Besinnlichen, die sich in jene Bezirke des einfach Großen und der großen Einfachheit mensch­licher Selbstbesinnung heben lassen können, wo es etwa klingt: ,, Füllest wieder Busch und Tal still mit Nebelglanz, lösest endlich auch einmal meine Seele ganz.... Und die aus einem warmen Herzen damit ,, ein- verstanden" sind, daß jenes Gedicht von Matthias Claudius mit dem einfältigen Gebet endet: ,, Und laẞ uns ruhig schlafen! Und unsern kranken Nachbar auch!"... Sie leben ja unter uns, diese deutschen Menschen, die Christen, die sittlichen Persönlichkeiten, die Charaktere, die an sich und ihrer Umwelt Arbeitenden. Ich habe sogar auf meinem Wege Männer kennen gelernt, die nach höheren Kränzen als einem schnell verwelkenden Gewinde aus Leben und Ehre und Genuß strebten. Und dennoch gehören auch sie mit in das deutsche Antlitz von heute, das uns mit der ganzen Welt erschrocken und beschämt hat. Was bedeutet das für die Frage nach der Schuld?

Meine Freunde, es bedeutet die besondere, Schuld aller Wissen­den und Begnadeten an dem Abstieg unserer Brüder und Schwestern. ,, Wem viel gegeben ist, von dem wird auch viel verlangt werden." Warum schwiegen die Beschenkten? Warum traten sie nicht in den Riß für ihren Bruder, dem Unrecht getan oder das Auge geblendet wurde? Warum ließen sie geschehen das offenbare Unrecht und die offenbaren Greuel nicht rede ich von dem Heimlichen! Jugenderziehung und Rechtsauffassung, in öffentlicher Sittlichkeit und religiösem Leben? Warum, meine Freunde? Warum durfte das Tier aus dem Abgrund steigen, Jahr für Jahr wilder seinen Feuer­

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