Wissenschaft und Religion, Kunst und Wehrmacht. Mancher Name dürfte an dieser Stelle unserer Besinnung genannt werden, der ein Leben der Treue und des Opfers umschließt, und vieleunbekannte Soldaten, die sich demütig haben verzehren lassen von der heiligen Flamme der Wahrheit und kein Stein ward ihnen gesetzt. Aber diese Männer und Frauen sind als einsame Wächter durch unsere Städte und Dörfer gegangen: Und nicht haben sie es verhindern dürfen, daß der Feind unserer Seele die Zinnen erstieg und die Mannschaft unseres Volkes wenn-nicht erwürgte, so doch in schmähliche Fesseln schlug. Denn warum waren sie verurteilt, ein- same Wächter zu sein? Nur darum etwa, weil sie von der deutschen Führung aus dem Organismus des völkischen Lebens durch Gewalt ausgeschieden wurden? Ich meine doch, meine Freunde, das sei eine ‚Antwort für halbwüchsige Knaben und alte Weiblein. Und vielleicht lebt eine Zahl unserer Brüder und Schwestern in solchem Geiste lächerlicher Naivität oder armseliger Schwäche, die wir noch nicht ahnen. Aber in wem noch ein Rest des Menschen lebendig ist, der zu GOTTES Bilde geschaffen ist und darum weiß, was er tut und was er nicht tut, wird doch wohl mit uns antworten müssen: jene Deutsche waren einsam, weil die Mehrheit des Volkes nicht daran dachte ganz zu schweigen von der Tat!, an ihren Seelen als den Repräsentanten deutschen Geistes und deutscher Verpflich- tung die eigene zu entzünden. Und damit stehen wir bei der zweiten Frage dieser Stunde. Bei. der Frage nach der deutschen Schuld, die aus dem deutschen Antlitz von heute zu lesen ist. Meine Freunde, oft hören wir heute dieses WortSchuld. Und _. so will mir scheinen wir hören es mit Mißtrauen. Denn allzu- viele gebrauchen dieses heilige Wort, das an alle Untiefen und Höhen des Menschen führt, wie eine Peitsche, die man dem anderen mit Lust über den Rücken zieht. Und es sollte doch eine Salbe sein, die Blinde sehend macht!: Aber ich möchte meinen, es sei nicht nur unsere Abneigung gegenüber den Kurpfuschern und falschen Ärzten, daß wir uns dem Zugriff dieses WorteSchuld so schnell entziehen. Es ist eine tiefe Wunde der deutschen Seele von heute, an die wir hier rühren. "Wir wissen, ja ahnen nicht einmal mehr, daß dort das Tier. endet und der Mensch beginnt, wo eine Kreatur sich schuldig weiß vor seinem Gewissen, vor seinem Mitmenschen und verborgen in beidem vor GOTT. Wir erleiden alles Geschehen wie eine fremde Gewalt und gleichen darin dem Hunde, der von seinem Herrn in ein Wasser geworfen sich herausarbeitet, seinen Pelz schüttelt und davontrottet, bis ihn das Unglück aufs neue ereilt. Unser deutscher Dichter Friedrich von Schiller hat einen berühmten Aufsatz geschriebenÜber das Erhabene, und wir lesen darin den Satz: Wer Gewalt feigerweise erleidet, wirft seine Menschheit hinweg." Meine Freunde, wer nicht schuldig sein will auf dieser Erde, dem 10