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Die Zeugin Schöntier geb. Heidicke aus Leipzig wird alsdann ver- nommen. Sie gibt an, nicht gewußt zu haben, daß die Zeugin Pin- zewsca schwanger war.„Sie war öfter krank und ich habe sie nach Hause gehen lassen. Eines Tages war sie wieder sehr krank, und ich ließ sie nach Hause gehen. Eine Stunde später kam jemand zu mir und sagte mir: die hat ein Kind bekommen. Sie war so klein und dick, daß man es ihr nicht ansah. Ich kann nicht sagen, daß Seidel sie aufgesucht hat, weil sie schwanger war. Seidel hat mir nichts gesagt.“
Danach wird als Entlastungszeugin für den Angeklagten Wagner die ehemalige Angestellte der Hasag, Frau Fritsching, vernommen.
Die Zeugin erklärt:„Ich kenne Wagner, ich habe Wagner nie schlagen sehen. Ich kann nur sagen, daß er ziemlich gut mit den Leuten ausgekommen ist. Die Leute waren alle zuvorkommend zu ihm. Warum, weiß ich nicht. Ob ein Jude bei ihm gestorben ist, weiß ich nicht. Ich war vom Mai 1943 bis Juni 1944 mit Wagner zusammen.“
Auf Befragen des Vorsitzenden, ob die Zeugin nicht einmal zu Wagner zu einer besonderen Gelegenheit gerufen wurde, wird die Zeugin stutzig. Sie besinnt sich und erklärt dann mit ziemlich erregter Stimme: ‚Ja, ich erinnere mich. Wagner rief mich einmal in seinen Raum. Dort wurde gerade ein Jude an einem Flaschenzug festgebun- den und hochgezogen. Der schrie ganz jämmerlich. Ich bin vor Entsetzen herausgelaufen.“ i
Auf Vorhalten erklärt die Zeugin dann: ‚Ich kann auf meinen Eid nehmen, daß ein Jude hochgezogen worden ist. Ob das Herr Wagner angeordnet hat, weiß ich nicht. Er hat mich aber dazu rufen lassen.“
Der Angeklagte Wagner wird aufgerufen und erklärt:„Ich‘habe nie gesagt, daß der Jude hochgezogen werden soll.‘
Auch dieser Zeuge berichtet vor Gericht, wie Rost seinen Hund auf Häftlinge gehetzt hat, wie Rost Erschießungen anordnete und auch- selbst durchführte. Er berichtete dann von einem Zusammenstoß mit dem Angeklagten Krebs. Er war dabei, wie Krebs seine Kameraden anläßlich eines Munitionstransportes mit einem Knüppel schlug, weil die Munition nicht bedeckt war. Krebs hat sich dabei verletzt und nahm in seiner Wut eine Granate vom Wagen und schlug sie an die Achsel eines 1l5jährigen Mithäftlings. Auf diese Verletzung hin stürzte der
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