sie sich rächen würden. Einmal hatten Polinnen in die Eßkessel einiger Deutschenblocks Gift getan, das gab viele Erkrankungen und— wie ich hörte— auch Tote.
Von großer Abgeklärtheit war die tschechische Krankenschwester Bertha Schindler, zeitweise meine Blockälteste auf Block 14, und ‚ebenso die Tschechin Reichelo wa, Frau des Brüdergemeinpredigers Reichel aus dem Sudetenland , sie gab mir wundervoll aufrichtende Briefe ihres Mannes zu lesen, der in Buchenwald war.
Die Deutschen waren dadurch sehr belastet, daß sich unter ihnen nicht nur politische Häftlinge befanden, wie bei den anderen Nationen, son- dern auch viele wirkliche Verbrechernaturen, asoziale und arglistige Denunzianten. Das stimmte aber keineswegs immer mit dem grünen Winkel überein!— Eine K.Z.-Type ganz besonderer Art war die ehe- malige Miechowiczer Krankenschwester Clara Conczak, die freilich von dem Geist der Liebe, den ihre„Mutter“ Eva von Thiele Winkler und deren großes Kinder-Hilfswerk ausstrahlt, wenig merken ließ.— Zu ihrer Ehre mag noch vorausgeschickt werden, daß Clara in ihrer Arbeit unerreichbar war. Sie hatte die Kammer des Revierblocks 11 unter sich, d. h. die Ausgabe der Wäsche usw. Das unangenehme bei ihrer Arbeit war, daß es ihr oblag, die vielen gestohlenen Sachen immer wieder heran- zuschaffen, oder zu ersetzen. Clara fand alles heraus. Mit kühnem Griff zog sie bei der Entlassung der Ausgeheilten(3mal wöchentlich 30-70 Frauen) diesen sämtliche Kleidungs- und Wäschestücke vom Leibe, bzw. aus ihrem Beutel, die sie sich auf dem Block 11 mit Hilfe der Innen- dienstler usw.„organisiert“ hatten. Seit der großen Überfüllung des Lagers im Herbst 1944 war einfach nicht mehr genügend Wäsche da, sodaß viele ohne Hemd und Beinkleid waren. Andere dagegen hatten doppelt und dreifach. Daß der Ausgleich in diesem Falle nicht mehr als Dieb- stahl angesehen wurde, ist selbstverständlich. Großes Geschrei entstand jedesmal, wenn Clara die nach ihrer Meinung verlausten Handschuhe, Mützen, Stoffschuhe usw. der neu eingelieferten Kranken ins Feuer warf, weil sie fürchtete, daß sonst ihre kostbaren Schränke verlausten. Wenn ich dann von den Kranken um Hilfe gerufen wurde, bekam ich es mit Clara zu tun. Einmal war sie nahe daran, mich umzubringen. Das kam so: Das enfant terrible unter den Revierarbeiterinnen auf Block 11, ein früherer Fürsorgezögling, fragte mich, was Hitler früher gewesen wäre, „Anstreicher, er hat uns ja genug angestrichen!“ fuhr es mir heraus. Das hörte Clara.„Du hast unsern Führer beleidigt! Ich mache Dir eine
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