_ gefangenen nach der Flucht weiter geholfen, andere waren als Geiseln festgenommen worden, weil man Aussagen von ihnen zu erlangen hoffte, Oftmals handelte es sich nur um Vermutungen.
Die Generalin Wagner war ein politisch grader und aufrechter Mensch, deutsch gesinnt, ohne Chauvinismus, hilfsbereit gegen jedermann. Sie war von Haus aus Violinistin, durch und durch beseelt. Während des. ganzen Krieges hatte sie als Rote-Kreuz-Schwester an der Front gestanden. Von dem Attentat oder gar einer Mitbeteiligung ihres Mannes hatte sie — wie auch die anderen Opfer des 20. Juli, die wir im zes hatten— keine Ahnung.
Das ganze Lager flammte auf, als dieser Prozeß in Gang Kane Der General von Witzleben, der mit der Erklärung in den Tod ging, daß er die Konzentrationslager habe öffnen wollen, hat wahrlich für viele Deutsche die Mitschuld an diesem Verbrechen abgetragen. Wir waren alle tief bewegt, als wir davon in den Zeitungen lasen und ent- setzten uns darüber, daß man deutsche Repräsentanten so schmähte, die doch weitblickender und gewissenhafter waren als die ganze Staats- führung.
Frau Höppner und Tochter waren im Strafblock untergebracht. Als: eines Tages die Tochter von der Gkstapo zur Vernehmung abgeholt wurde, brach die Mutter ohnmächtig zusammen. Sie war dann lange Zeit im Krankenrevier, wo ich zu jener Zeit arbeitete. Schließlich wurden beide Höppners freigelassen, ebenso die Witwe und Mutter Bernar- dis, mit denen ich 4 Monate lang auf Block 1 zusammen lebte. Nicht freigelassen wurde die Generalin Wagner.
Aufrichtig bewundert habe ich auch die Haltung der Arztfrau Wil- borts von der Insel Brehat, Cöte du Nord, sowie deren Tochter Marie- Joe, eine Medizinstudentin, die als Säuglingspflegerin im Revier— zu- sammen mit ihrer Kameradin Annemarie Fischer aus Dresden — einen schweren Dienst mustergültig versah. Diese jungen Mädels, die ihre Seele nicht verkauften, haben derartig viel erlebt und wissen, daß jede Schilderung, mag sie noch so vollständig gedacht sein, nur flüchtige Streiflichter auf den schier unentwirrbaren Erlebniskomplex„K.Z.“, werfen kann.
Unter den slavischen Völkern gab es— neben vielen Frauen von wirklicher Seelentiefe und Abgeklärtheit— Fanatiker, die erklär-' ten, bei Kriegsende werde keine Deutsche lebendig aus dem Lager herauskommen, die mitgefangenen Deutschen wären die ersten, an denen
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