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Obgleich die Verbrauchergenossenschaft der DAF. unterstellt war, d. h. von ihr kontrolliert wurde, und ich unentwegt bei den Amtsstellen in Hamburg und Berlin wegen der Vergehen gegen den Geist der Genossenschaft vorstellig wurde, so hat Ley doch nichts unternommen, um den Augiasstall auszumisten! Ja, er stürzte sogar jeden, der die gerechte Sache vertrat, nicht nur Schloesser, sondern auch den obersten Chef und Reichsbeauftragten der Ver­brauchergenossenschaft, den Bankdirektor Karl Müller von der Bank der Deutschen Arbeit in Berlin , der sich für mich einsetzte. Ley ließ es zu, daß die aus Spargroschen der Arbeiter aufgebaute Genossenschaft durch Bonzenwirtschaft und Schiebereien planmäßig ruiniert wurde und die Genossenschafts- Sparkassen zum großen Teil schon 1934 gesperrt wurden, obgleich die GEG.( die Groß­Einkaufsgesellschaft der Genossenschaften) bis dahin das größte deutsche Handelsunternehmen und wirtschaftlich gut fundiert war! So also ging man mit dem Volksvermögen um. Die Propaganda aber verherrlichte das Organisationstalent des Ley, das in Wirk­lichkeit nichts als Erpressung unter dem Druck der Waffen und einer verlogenen Propaganda war. Das dümmste und untauglichste Individuum kann unter dem Druck der Waffen bei einer irre­führenden Propaganda regieren, aber das Ende ist jedesmal ein schreckliches Erwachen nach dem Zusammenbruch. Diese Er­kenntnis muẞ Ausgangspunkt der künftigen politischen Grundsätze werden, die darin gipfeln, daß es keiner Waffen und keiner Propaganda und vor allem keiner Geheimpolizei und Spionage bedarf, wo der Geist der Liebe herrscht, denn die Werke der Liebe sind aufbauend und überzeugen aus sich heraus!

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Unter den alten Genossenschaftern gab es viele, die diesen Geist verwirklichten. Sie hatten sich auch schon dem Eindringen anderer Parteien widersetzt. Die Verbrauchergenossenschaft war ursprüng­lich ganz unparteiisch, reine Selbsthilfe der Verbraucherfamilien, ohne Bevorrechtung irgendwelcher Gruppen oder Klüngel, die das Fett abschöpfen.

In diesem Sinne wollte ich den Geist der Genossenschaft im ganzen deutschen Wirtschaftsleben durchsetzen, auch in der privaten Eigen­tumswirtschaft. Und es wäre die Möglichkeit dafür ohne weiteres vor­handen gewesen, wenn man nicht aus dem Hinterhalt meine Arbeit lahmgelegt hätte. In Flensburg nahmen mich zwei alte Genossen­