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haben könnten. Nicht so Frau Woldmann! Diese war 4 Monate lang nicht aufzufinden.

Das war ein abgekartetes Spiel, das dazu diente, die Auftraggeber Zeit gewinnen zu lassen, ihr Teufelswerk durchzuführen. Während mir die Hände gebunden waren und ich unter unwürdigen Verhältnissen in Haft gehalten, also gleichsam auf die Folter gespannt wurde, übten die Kom­plizen der Woldmann einen Schlag nach dem anderen aus, um mein Lebens­werk auszulöschen und mich für immer zu ruinieren Die intima der Woldmann, eine junge Parteigenossin Dr. Martha Wöhler, die eben erst ihre Doktorarbeit über Malthus geschrieben hatte und durch mei­nen Standpunkt in dieser Frage aus dem Sattel gehoben wurde( siehe hierzu meine ,, Wertlehre"), überbrachte das gegen mich gesammelte ,, Ma­terial" dem Reichserziehungsministerium, damit mir als Gegnerin der Reichsregierung" mein Lehrauftrag entzogen würde. Berge von Akten wurden aufgehäuft, um die in verleumderischer Absicht mir in den Mund gelegten ,, beleidigenden Äußerungen über führende Persön­lichkeiten" im frei erfundenen Wortlaut festzuhalten, unter entsprechen­der Herabsetzung meiner Person. Hauptzuträgerin war die sowohl mit Frau Woldmann als mit Frl. Dr. Wöhler befreundete Stabsreferentin der Reichsfrauenführerin im Frauenamt der DAF., Erni Finselberger.

Um die viel wichtigeren Hintergründe aufzudecken, möchte ich folgendes erwähnen: Im Juli 1933 war ich aus meiner Assisten­tenstellung am Forschungsinstitut für Soziologie und Organi­sationslehre( Prof. Johann Plenge) an der Universität Münster zwecks Durchführung der Vorschläge und Pläne einer damals von mir veröffentlichten Broschüre über ,, Die Krise im Fürsorgewesen und ihre Lösung"( Rudolstadt 1933) auf 3 Monate nach Berlin be­rufen worden. Hier gewann ich Einblick in die Falschspielerei der Goebbels, Ley und Konsorten. Ich widersetzte mich offen der Aus­beutung meiner Arbeit für bloße Propagandazwecke, denn ich stand in dem festen Glauben, daß es mir gelingen müsse, mit den von mir 1927 in USA . entwickelten Ideen( s. o.) durchzubrechen und die These der kapitalistischen Demokratie mit der Antithese des anti­kapitalistischen Kommunismus durch die Synthese einer weltan­schaulich auf der Liebe fundierten genossenschaftlichen Kulturwirt­schaft unter Wahrung des( gerechtfertigten) Privateigentums zu versöhnen und damit einem nochmaligem Weltkriege vorzubeugen.

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