Es wurde das berüchtigte Bewährungsbataillon 999 geschaffen. Heuberg wurde ein Begriff. Heuberg, mit den Stein- und Holzbaracken, mit dem Lehmdreck, den Erschießungsplätzen, den„Seufzerbergen“, und hicht zulezt dem Stacheldraht bildete die Fortsetzung der Konzentrations- lager für die„Politischen “. 40000 Mann gingen durch Heuberg und Baumholde. Sie kamen aus dem Zivilleben oder direkt in Zuchthausklei- dung an. Sie mußten das„Ehrenkleid“ des deutschen Soldaten anlegen, sie, die ausgestoßenen„Volksgenossen“. Ihnen wurde laut Einberufungs- befehl die-Wehrwürdigkeit(wie waren sie begeistert) während des Dien- stes in der Wehrmacht zuerkannt. Die Fortführung des illegalen’ Wider- standes gegen Hitlerdeutschland sahen die Antifaschisten in dem B.B. 999 in der Zersetzung der Wehrkraft. Trotzdem man sie isolierte, irotz- dem man ihnen zum größten Teil ausgesuchte Nazivorgesetzte gab, sie arbeiteten. Beweise sind die vielen Erschießungen am bekannten Ma- schinengewehrstand, sind die immer neu herausgekommenen Befehle zur Unterdrückung der aufrechten Kämpfer gegen Hitler . Man erinnert sich mit Schmerz und Wut der vielen Morgengrauen, WO die politisch Be- straften zur Richtstätte gehen mußten, um, angeblich als abschreckendes Beispiel, der Ermordung zuzuschauen. Die Henker bezweckten das Ge- genteil,- unsere Genossen starben mit der Aufforderung zum verstärkten Kampf gegen Hitler , und die B.B.-Soldaten wurden nicht abgeschreckt, sondern bestärkt in ihrem Kampfeswillen gegen diese Mordpest, sie gaben den„wegen Zersetzung der Wehrkraft “ Erschossenen das Ehren- geleit.—
Nicht immer konnten die zur Wehrmacht Gezwungenen das Brot von
Hitler umsonst essen. Sie kamen schon nach kurzer Zeit zum Einsatz. Was hatte man vor mit ihnen, wo konnten sie von der Wehrmacht aus- genutzt und wo konnten sie gleichzeitig genau beobachtet werden? Die Naziführung erkor sich als Ziel Griechenland und besonders die Inseln des Dodekanes . Hier waren die politischen„Verbrecher“(so wurden sie von ihren Offizieren tituliert) isoliert und mußten. sich außerdem, so kalku- lierten sie, vor den Seeangriffen der Engländer ihrer Haut wehren. Aber noch eines, der Dodekanes ist ein Hort der Malaria, und wenn die Ge- nossen nicht schon dort verreckten, so hat jeder der Heimgekommenen Malaria mitgebracht.
Die Überfahrt auf Handelsschiffen von Athen nach den Inseln war auch ein rücksichtsloses Spielen mit Menschenleben. Von 11 Schiffen wurden 9 von Engländern torpediert, und immer wieder schickte man Schiffe und Menschen in die Tiefe.
Ein Augenzeuge berichtet von Untergang der„Ingeborg“, einem alten Frachter, wie folgt: Teile des 10. und 11. Bataillons wurden an Bord verfrachtet. Wie die Heringe lagen sie überall im Dreck herum. 14 Tage mußte das Schiff hin und her kreuzen, um nicht doch vom Torpedo des Engländers erwischt zu werden. Tagestieffliegerangriffe waren an der Tagesordnung. Kein Hafen konnte angelaufen werden. Kein Süßwasser gab es mehr für die Mannschaften, Läuse und anderes Ungeziefer machte
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