liche Situation mit Interesse beachtet wurden. Wir erhielten als Gegen- gabe sozusagen einige wertvolle Informationen, darunter eine sehr spe- zielle über den derzeitigen Stand in der Herstellung der V 2, wahrschein- lich in der Hoffnung, daß wir bei unserer Verbindung ins Ausland diese Eröffnung weiterleiten würden. Man begeisterte sich für Franz und wollte ihm bei persönlichen Schwierigkeiten behilflich sein, gegen uns als Organisation aber verhielt man sich reserviert.

Das, was zum wesentlichen Scheitern der Aktionen des 20. Juli führte,

nämlich, daß die Arbeiterorganisationen nicht maßgeblich daran be-

teiligt waren, zeigte sich seiner Zeit schon in der strengen Isoliertheit, in welche sich diese Kreise zurückgezogen hatten.

Im Gegensatz zu General Seydlitz, welcher sich in seinen Aufrufen direkt an alle Soldaten wandte, kapselte sich das in Deutschland arbeitende Nationalkomitee von den werktätigen Or- ganisationen hermetisch ab. Bei aller persönlichen Einsatzbereitschaft dieser Menschen, die sich oft erst in den letzten Jahren von den inne- ren Bindungen zum Nationalsozialismus freigemacht hatten, bei allem, vor keinem Opfer zurückschreckenden Opferwillen, der den Einzelnen beseelte, ist es ihnen als Gesamtheit nicht gelungen, sich aus den Vor- urteilen und Schranken freizumachen, die ihre Klasse vom Volke trennte. Weil sie den Weg zu-der antifaschistischen Bewegung der Ar- beiterklasse nicht fanden, scheiterten sie.

Wohl wollten sie Hitler beseitigen, aber zu der Erkenntnis, daß

man Hitler nur stürzen konnte, wenn man die Millionenmassen der

Betriebsarbeiter und der Soldaten in Bewegung setzte, dazu konnten

sich nur wenige durchringen.

Erst in der allerletzten Zeit gelang es Franz Jacob , sie von der Notwendigkeit einer engeren Zusammenarbeit zu überzeugen. Als ersten Erfolg konnten wir daher buchen, daß nunmehr Anton Saefkow als Or- ganisationsleiter unserer Bewegung mit ihnen bekanntgemacht wurde. Des weiteren fanden dann in der Wohnung einer bekannten Journalistin in ihrer Abwesenheit einige Sitzungen statt.

Gestapospitzel unter uns

Inzwischen war der Sommer 1944 herangekommen. Unser Verbin- dungs- und Organisationsnetz spannte sich nicht nur von einem Stadt- bezirk zum anderen, sondern über die wichtigsten Industriegebiete Deutschlands . Eine gute Auslandsverbindung sorgte für Materialaus- tausch und informatorische Ausrichtung mit ausländischen Arbeiter- organisationen. In Berlin waren wir mit der großen SPD -Gruppe, die von Leuschner und Reichwein geführt wurde, zusammengekommen, um ein einheitliches Zusammenarbeiten zu beschließen. Neben den vier Ab- ziehapparaten war ein Tiegel beschafft worden, so daß wir voller Stolz unsere gedruckten Flugblätter herstellen konnten. In einem Lagerkeller im Südosten der Stadt wartete bereits eine Druckpresse auf die für sie geeigneten Räume. Die Arbeit machte uns froh und beseelte uns alle.

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