Zum Schluß sei ein Bericht über eine wirkungsvolle Widerstands­aktion der Arbeiter der Werft in Wilhelmshaven wiedergegeben.

Wilhelmshaven . Die Leitung der Werft in Wilhelmshaven wollte Hitler beim Stapellauf des, Tirpitz " ein Geschenk von 100 000 Mark überreichen. Jeder Arbeiter sollte 8 Mark zahlen, die in acht Raten vom Lohne abgezogen werden sollten.

Als die erste Rate abgezogen worden war, erschien plötzlich am näch­sten Tag die Belegschaft mit wenigen Ausnahmen nicht zur Arbeit. Die Werftleitung war sprachlos. Der ganze Apparat der NSDAP , der DAF der SA , der SS und der NSV wurde in Bewegung gesetzt. Man teilte den Arbeitern mit, wenn es sich um den Abzug handeln sollte, dann wäre man bereit, nochmals darüber zu reden. Am folgenden Tag kamen wie­der alle Arbeiter zur Arbeit als wäre nichts geschehen. Die Diskussionen an den folgenden Tagen in allen Abteilungen der Werft ergaben: Wir haben keine acht Mark übrig. Wenn die Werft dem Führer ein Ge­schenk machen will, dann auf Kosten der Aktionäre, aber nicht auf un­sere Kosten."

Bei der nächsten Lohnzahlung wurde nichts abgezogen und kurz dar­auf war am schwarzen Brett ein Anschlag, worauf stand, daß man ab­sehe, dem Führer" ein Geschenk der Gefolgschaft zu überreichen.

Einheit im illegalen Kampf

Die immer größer werdende Kriegsgefahr, begleitet von einer wahn­sinnigen Aufrüstung, stärken den Widerstands- und Friedenswillen der Arbeiter in den Betrieben. Der zunehmende Terror seitens der Gestapo zwingt die Arbeiter, die legalen Organisationsformen auszunutzen und innerhalb der DAF und anderen NS- Organisationen ihren Widerstands­kampf zu organisieren.

Sozialdemokraten und Kommunisten finden zueinander und be­ginnen in gemeinsamer Aktion den Kampf gegen die Ausbeutungs- und Unterdrückungsmethoden der Nazis. In allen Großbetrieben und beson­ders auf den Werften diskutieren Sozialdemokraten und Kommunisten gemeinsam die zu ergreifenden Maßnahmen. In einem Brief wenden sozialdemokratische und kommunistische Betriebsarbeiter sich gemein­sam an ihre Genossen. Es heißt dort:

,, Liebe Freunde! Die Einheit der Arbeiterschaft ist die Voraus­setzung zur Niederringung des Regimes der Kriegsbrandstifter und braunen Volksunterdrücker. Wer will, daß das Dritte Reich gestürzt wird, muß die Einheit bedingungslos anerkennen und verwirklichen. Seit lan­gem haben Sozialdemokraten und Kommunisten in unserem Betrieb die Einheit hergestellt. Gemeinsam und einheitlich haben wir schon manchen Erfolg erzielt. Sozialdemokraten und Kommunisten in unserem Betrieb handeln gemeinsam und schon merken wir, daß die Arbeiter uns folgen. Wenn alle an einem Strang ziehen, ist der Erfolg auf unserer Seite.

Wir diskutieren bereits die Bildung einer sozialistischen Einheits­partei. Die Zeit der Sonderinteressen ist vorbei. Wer heute noch nicht

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