den. Man mußte eine andere Form der Beeinflussung finden. Außer- dem war durch die Tivoli-Aktion die Polizei aufmerksam gemacht wor- den. Es dauerte nicht lange, als wieder einmal die Ankunft eines KdF - Schiffes in Kopenhagen angekündigt wurde. Auch dieses legte an der „Langen Linie“ an. Alles schien in Ordnung zu sein, Nur fünf Photo- graphen machten mit ihren Kurbelkästen glänzende Geschäfte mit den an Land eilenden Passagieren. Sie kurbelten an ihren Kästen und ver- teilten an die Photographierten die Bestellnummern, die in einem Brief- umschlag lagen. Diesmal schaltete sich die dänische Polizei ein, nachdem sie entdeckt hatte, daß die Briefumschläge ebenfalls wieder neben der Bestellnummer auch eine illegale Schrift enthielten. Die fünf Photographen wurden verhaftet und ihre Photoapparate, die sich bei näherem Zusehen als kunstgerechte Kästen aus Pappe und Sperrholz und Fensterglas er- wiesen, wurden eingezogen. Ganz Kopenhagen lachte und die KdF -Fahrer amuüsierten sich über die wiederum gelungene antifaschistische Aktion.
Hilfisbereites Ausland
Die Aktivität der deutschen politischen Emigranten im Ausland, in diesem Fall in Dänemark , hatte große Bedeutung für die marxistischen Widerstandsgruppen. Für die Festigung des betrieblichen Widerstandes an der Wasserkante liehen die skandinavischen Gewerkschaftler eine dauernde und namhafte Unterstützung. Sowohl in Dänemark als auch in Schweden und Norwegen haben die Werktätigen in ihren Betrieben und Kontoren Gelder gesammelt, die der Widerstandsbewegung zugute kamen. Ebenso bedeutend war ihre moralische und materielle Hilfe in Form von Lebensmittelpaketen an Angehörige der politischen Gefangenen in Deutschland . Mit der Zeit bildete sich in den skandinavischen Ländern eine Form der Patenschaften heraus, worunter zu verstehen war, daß Gewerkschaftsorganisationen und Großbetriebe die Betreuung für be- stimmte Widerstandsgruppen in Städten und Betrieben der Wasserkante übernahmen. Ebenfalls in der Betreuung der politischen Emigranten in Skandinavien hat die dortige Bevölkerung Leistungen aufzuweisen, die als sichtbarer Beweis der Mitarbeit in der Unterhöhlung der faschistischen Diktatur immer anerkannt bleiben werden. Mancher vom Tode bedrohte deutsche Antifaschist verdankt sein Leben der Wirksamkeit einer Solida- rität, die ihre Basis in diesen Ländern hatte. Dies betraf sowohl die dau- ernd Gefährdeten, als auch die zeitweilig Gefährdeten, die sich in diesen Ländern in einer bestimmten Zeit körperlich erholten, neue Kraft schöpf-. ten, um: sich dann wieder an die illegale Arbeit nach Deutschland zu begeben.
Aus ihren eigenen Reihen organisierten die skandinavischen Gewerk- schafter sogar Delegationen, die nach Deutschland fuhren, um die Bedin- gungen der illegalen Tätigkeit der Widerstandsbewegung kennenzulernen. Es versteht sich, daß diese Delegationen nur geschickt getarnt ihre Auf- gaben lösen konnten. Doch über dieses Kapitel brüderlicher Solidarität berichten die skandinavischen Freunde selber.


