Wohlgemerkt: das war das ausgesprochene Urteil vor der Urteils­fällung!

Von ohnmächtigem Haß und nazistischer Mordgier eingegeben, hielt der Staatsanwalt sein Plädoyer:

,, Die Zunge des Angeklagten war gefährlicher als die Kugeln seiner Helfer. Für diesen Angeklagten ist kein Platz im neuen Deutschland, nicht in seiner Freiheit und nicht in seinen Zucht­häusern. Ich fordere das Todesurteil gegen Fiete Schulze : Er ist des Todes schuldig und sein Kopf gehört dem Henker." 260 Jahre Zuchthaus hatten die juristischen Heuchler für den An­geklagten zusammengerechnet. Dazu dreimal die Todesstrafe! Ungebrochen und wuchtig schleuderte Fiete Schulze den Mördern in schwarzen Talaren, die sein Dasein selbst im Zuchthaus fürchteten, sein Schlußwort entgegen.

Am 6. Juni 1935 richteten sie ihn hin. Aber vorerst schrieb Fiete Schulze einen Brief an seine Angehörigen und besonders an seine Schwe­ster. Überwältigend ist die Sprache, die er führte und überzeugend die Prognose, die er in diesem Brief für die Zukunft Deutschlands stellte. Er sprach von denen ,,, die gestern und heute fielen und die morgen in noch größeren Massen fallen werden."

In dem Brief des Heroen an seine Schwester hieß es:

,, Schwesterlein!

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Dank für Deine Zeilen. Warum aber so kleinmütig? Du haderst mit den Verhältnissen, die Dir den Bruder nehmen. Warum willst Du nicht verstehen, daß ich dafür sterbe, daß viele nicht mehr einen frühen und gewaltsamen Tod sterben brauchen? Noch ist es so, doch hilft mein Leben und Sterben es bessern. Es kann und darf nicht Eure Aufgabe sein, mein Sterben zu bejammern, denn nur dann wenn Ihr es bejammert ist es nutzlos und verfehlt. Voll erfüllt es seinen Zweck, wenn Ihr es ganz verstehen lernt. Darin kann sich all Eure Liebe und Achtung zu mir zeigen: Im Verstehen und Bemühen, gleich mir zu denken und zu handeln. Je besser und tiefer Ihr das vermögt. um so eher werden Angehörige aufhören können, die Ihren zu beweinen, die gestern und heute fielen und die morgen in noch größeren Massen fallen werden. Denn dann wird dieses Fallen aufhören, aber auch nur dann! Es muß dieses Begreifen nicht mit neuen Strömen von Blut erkauft werden. Es wird es aber, wenn dieses Begreifen nicht sehr bald eintritt. Mein Bemühen war, eine solche Katastrophe zu verhindern. Ich wurde gehindert, es fortzusetzen. Damit kann und wird jedoch die Vollendung nicht gehindert werden. Zurück läßt sich das Rad der Entwicklung nicht drehen. Die Menschen werden in kurzem begreifen lernen, daß es sich nicht einmal ungestraft aufhalten läßt.

Herzlichen Gruß Euch allen.

Fiete."

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