bleibendem Gesetzestext der Richterspruch im Geist der Zeit sich ändern kann und sich ändern muß."

Recht war, was der Hitlerdiktatur nützte.

In den Tagen des 1., 2. und 9. Februar 1934 liefen in Hamburg hinter­einander drei Prozesse gegen Finnern, Retslag und Genossen, gegen Arthur Sonntag und Genossen sowie gegen Willi Hellwig und Genossen. Hierbei kamen 5 Todesurteile zustande und 10 Verurteilungen mit über 127 Jahren Zuchthaus.

,, Eine Not, ein Feind und ein Kampf!"

Am 2. Februar fiel unter den Kugeln der SS vor den Toren Berlins der bekannte Hamburger Funktionär Jonni Scheer mit noch 3 weiteren seiner Kameraden. Jonni Scheer war einer der engsten Kampfgefährten und Schüler Ernst Thäl­manns. Als ein Sohn Hamburgs war er dafür be­kannt, daß er immer dort seinen Platz hatte, wo es galt, für die Rechte und das Wohl der Bevölke­rung zu kämpfen. Der langjährige Organisations­sekretär der KPD der Wasserkante wurde Mit­glied des Zentralkomitees seiner Partei und war nach der Verhaftung Ernst Thälmanns der Leiter der illegalen KPD .

In Jonni Scheer hatte die deutsche sozialistische Bewegung einen hervorragenden Vertreter des Einheitsgedankens. Mahnend rief er im Jahre 1932 zum gemeinsamen Handeln auf mit den Worten: ,, Wenn der Faschismus die Diktatur der Trusts, Kartelle, der Finanzgewaltigen, der Junker und Militaristen, die Ausrottung aller demokratischen und so­zialistischen Rechte, die sich die Arbeiter Deutschlands unter Führung eines August Bebel im härtesten Kampf gegen Bismarck und den wil­helminischen Staat ertrotzt haben, herbeiführt, so muß das zur Einheit aller fortschrittlichen, demokratischen Kräfte führen unter der Losung ,, Eine Not, ein Feind und ein Kampf!"

Nach seiner Festnahme forderte die Gestapo in einem furchtbaren Verhör Jonni Scheer auf, Angaben über den Organisationsaufbau der KPD zu machen. Er hatte nur eine einzige Erklärung abzugeben:

,, Ich erkläre, daß ich über die Tätigkeit der Organisation der KPD , über meine politische Arbeit, über die meiner Mit­arbeiter keine Aussage zu machen habe. Mein Leben dient der Arbeiterklasse, dem Frieden, der Demokratie und dem Sozialismus. Ich bin und bleibe ein Feind des Faschismus." Mit seinen Freunden Steinfurth, Schönhaar und Schwarz wurde er auf einen Flitzer verladen und nach Potsdam hinausgefahren. An einer Stelle mußten sie aussteigen und wurden in den Wald gejagt: wobei Jonni Scheer die SS - Mannschaften fragte: ,, Jetzt müssen wir wohl fliehen, nicht wahr?" Anderntags las man in den Zeitungen, daß vier Kommu­nisten ,, a uf der Flucht erschossen" worden waren.

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