sie verhindern wollten. Maßlose Dohungen wurden gegen die Bauern ausgestoßen, Schikane und Sabotage in Aussicht gestellt.
200 Hamburger Männer trafen sich, mit der Hochbahn ankommend, an dem fraglichen Sönntag am Endbahnhof Ochsenzoll. Dann mußten die Beine herhalten. Denn der schmale Geldbeutel warf kein Fahrgeld ab. Die herbstliche Landstraße im Jahre 1931 war nicht kürzer, als sie es heute noch ist. Erschwerlicher aber wurde der Weg durch einsetzenden Regen, der hohe Anforderungen an die Kleidung der 200 Antifaschisten stellte. Bedenklicher noch war ihr Schuhwerk. So manch einer hatte kein Sohlleder mehr unter den Schuhen, lief also faktisch auf seinen Fuß- sohlen. Dieser Zustand war denn auch Veranlassung, den Zug aufzuglie- dern in eine Kolonne der schneller Marschierenden und eine Kolonne, der mäßiges Marschieren empfohlen wurde. Nach mehrstündigem Marsch kamen beide Gruppen, die zweite nur mit 20 Minuten Unterschied, im Versammlungsort an. Gendarmerie in„großer Form“
hatte im Dorf bereits„Stellung“ bezogen. Die Versammlung zu schützen, lag für sie keine Notwendigkeit vor, denn die 200 Antifaschisten garan- tierten einen reibungslosen Verlauf. Die Gendarmerie aber blieb. Und so ‚sollte sie, gewollt oder ungewollt, den Nazis, die nichts mehr verhindern konnten, einen Dienst erweisen, der darin bestand, die Bauern zu äng- stigen und sie vom Besuch der Versammlung fernzuhalten. Mit der Po- lizei hatte man nicht gern zu tun. Wie erstaunt aber waren die Gen- darmen, als ein Fuhrwerk nach dem andern vor dem Gasthof ankam mit Bauern aus den benachbarten Dörfern, die sich nun den Einheimischen zugesellten.
Alle Besucher wurden zum Überfluß an der Tür von den Gendarmen nach Waffen durchsucht. Wäre eine einzige gefunden worden, hätte man die Versammlung aufgelöst. Doch Waffen hätten sichergestellt werden können, wenn sich die Gendarmerie die Mühe gemacht hätte, die in der ganzen Umgegend zu„Felddienstübungen“ zusammengezogenen Nazifor- mationen etwas näher zu betrachten.
Die Bauernversammlung fand entgegen dem Willen der Nazis nicht nur statt, sondern sogar mit größtem Erfolg. Unter gespannter Auf- merksamkeit auch der Gendarmen entwickelte der Redner das konstruk- tive Bauernhilfsprogramm der KPD.„Folgt diesen Vorschlägen und verbindet Euch mit den kämpfenden Städtern“— schloß der Redner „Jeder andere Weg führt in die Barbarei des Faschismus, der für die Bauern Zwangswirtschaft und Ausplünderung bedeutet.“
Entschlossene Gegenwehr durch antifaschistische Aktion
Dem wütenden: Terror der Nazis konnte wirksam nur die einheitliche Front aller Antifaschisten entgegengestellt werden. Nachdem die staatli- chen Organe. dem braunen Treiben ohnmächtig zusahen, war dies die einzig mögliche und ebenso richtige Erkenntnis in breiten Volksmassen.
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