„Einmal hielt der Hauptscharführer den in die Gaskammer eingeschlossenen Internierten fol
' gende Rede: ‚Meine Herren, nachdem Sie die Welt ausgeraubt haben, sind Sie nach Birkenau ge- kommen. Hier muß jeder in seinem Beruf arbeiten, die Ärzte, die Ingenieure, die Anwälte usw. Halten Sie sich zusammen, ziehen Sie sich aus, legen Sie Ihre Kleider ordentlich zusammen, um sie beim Herauskommen wiederzufinden. Helfen Sie uns, Sie gut zu desinfizieren, denn Sie kom- men aus Ländern, wo Epidemien herrschen; drängen Sie sich hierzu dicht aneinander, so daß wir nicht gezwungen sind, die Prozedur zweimal zu wiederholen.’
Die Gefangenen gehorchten; die letzten dabei in die Kammer Gestoßenen waren damals die Ärzte.
Bevor die Türe der Kammer geschlossen wurde, rief ihnen der Hauptscharführer mit teuf- ““
lischem Grinsen zu: ‚Und jet werden Sie sterben wie die Ochsen‘.
„Die bei den Verbrennungsöfen festgelegte Verfahrensart bestand darin, daß die Erwachsenen, 4 Männer und Frauen, nackt so zusammengepfercht wurden, daß sie sich nicht rühren konnten. Die Kinder wurden gewöhnlich von den SS -Leuten bei den Knöcheln gepackt und ihnen der Kopf an einem Stein zerschmettert; ihre Leichen wurden dann auf die Köpfe ihrer Eltern geschleudert und die Türe geschlossen.“(123) i
„Oh! Mein Gott, welche apokalyptischen Visionen: diese Schreie von Müttern, die um Mitleid Y für ihre Kinder flehten, die sehr oft in der gleichen oder nebenan befindlichen Kammer waren.\ Diese Kinder, die nach ihren Eltern oder ihren Geschwistern schrien und noch Gott anflehten und auf seine Milde hofften, obwohl sie sich schon an der Schwelle des Todes befanden. Diese Klagen, diese Verzweiflungsschreie, die Spuren der Nägel an den Wänden dieser entseglichen Säle— ich werde sie niemals vergessen.“(97)
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„Wenn schließlich alle Türen hermetisch geschlossen waren, wurde die Luft durch Saugappa- rate verdünnt, um die Sauerstoffmenge zu vermindern und so die Erstickung zu beschleunigen.“
(86)
„Durch eine Öffnung in der Decke warfen die Deutschen in eine in der Mitte des Raumes be findliche geschlossene Eisendrahtsäule Gefäße. Der Inhalt der Gefäße ist analysiert worden, um den Gehalt an Blausäure durch die Bildung von PREUSSISCH-BLAU, mit Benzidinocyanat— Sonnenblumenpapier und mit pikrinsaurem Natriumsalz festzustellen. Man hat aus 18 Büchsen Proben entnommen und 49 Reaktionen erhalten.
Der analysierte Inhalt der Büchsen stellt also ein Präparat ‚Cyklon B’ dar, das aus besonders präpariertem Kieselgur besteht; jedes Korn desselben hat die Größe von 1 cem und ist mit flüs- siger stabiler Blausäure durchtränkt. Der Inhalt der zahlreichen im Lager gefundenen und mit der Etikette ‚Cyklon‘ versehenen Büchsen ist mit dem ‚Cyklon B ‘ identisch. Die Gasproben, die aus fünf Glaskolben entnommen wurden, wurden geprüft, um das Vorhandensein von Kohlenoxyd in der Reaktion auf Jod-Chinin-Oxyd und Chlor-Palladium-Reagenz-Papier festzustellen.(111)
„Jedes Gefäß hatte vier Löcher, durch welche das Gas ausdrang. Die Eisendrahtsäule verhin- derte die Häftlinge daran, an das Gefäß heranzukommen und es mit ihren Händen zuzuhalten; so - strömte das Gas aus und erstickte sie.”(86)
„Ventilatoren werden in Bewegung gesetzt und beschleunigen die Verteilung des Gases in dem ganzen Raum.“(93)
„Das Gebäude bestand aus starken Bauziegeln, mit einem Zementboden, mehreren Stockwer- ken und einem die ganze Breite des Gebäudes einnehmenden 3,70 Meter hohen Souterrain. Das Hauptstockwerk enthielt ein nach vorne hinausgehendes Verwaltungsbüro, einen Schrank und einen Waschraum für das SS -Personal, der am andern Ende des Gebäudes lag, schließlich die Ver- brennungskammer in der Mitte. Lettere enthielt in einer Front zwei Anlagen von je drei Verbren- nungsöfen, jeder mit einer Feuerstelle aus Ziegeln. Jeder Verbrennungsofen hatte ein Fassungs- vermögen von drei Leichen, d.h. also im ganzen eine Aufnahmefähigkeit von 18 Körpern.
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