die Freiheit leben. Es blieben noch vier Häftlinge dieser Gruppe, zwei Engländer und zwei Fran- zosen, zu retten. Alle vier erhielten eine leichte Impfung mit exanthematischem Typhus und wur- den sofort in die Typhusstation des Blockes 46 aufgenommen. i;

Nach einer Woche starben in diesem Block 46 vier Franzosen, die als Versuchsobjekte ge dient hatten. Wir tauschten die Namen und Matrikelnummern und legten so den Angehörigen des I. S. die Identität der vier gestorbenen Iranzosen bei. Meine Aufgabe dabei war es, die Lei@

chen in das nächste Krematoxium zu schaffen, bevor die Todeserklärung dem SS -Arzt übergeben wurde; denn ich durfte die Leichen nur gegen Spezialzeugnis dieses Arztes ins Krematorium ein- liefern. Alles ging sehr gut und die vier letzten Gefangenen wurden gerettet.(90) 3

Im Gefängnis gab es alle Tage Hängungen; sieben Galgen waren dort aufgestellt, sie arbei- teten ganz oder teilweise fast täglich. Man holte die Leute z.B. in einem Kommando und hängte sie auf, man riß sie von der Arbeit weg um sie hinzurichten. Man gab niemals irgendeinen Grund für diese Hinrichtungen an, die ganz im Geheimen ausgeführt und fast verborgen gehal- ten wurden. Ich möchte Ihnen als Beispiel einen Zimmermann anführen, den man mitten aus seiner Arbeit im August 1944 wegholte und der mit 36 anderen Häftlingen gehenkt wurde. Gegen das Ende meines Aufenthaltes, etwa im Februar 1945, wurden 60 Holländer gehenkt, die kürzlich von Holland gebracht worden waren und der Widerstandsbewegung angehört hatten. Man wußte nichts Genaues über ihren Fall. Ich war in diesem Moment als Krankenwärter be- schäftigt und wurde geholt, um sechs dieser Holländer abzuhängen. Man brachte sie in Gruppen= zu je sieben alle 20 Minuten. Wenn der Tod festgestellt war, wurde eine neue Gruppe hin. gerichtet. E

Einer meiner Kameraden, der im Gefängnis gewesen war, erzählte mir, daß er von seinem E Gefängnis aus alle Tage Erhängungen hörte.

Anfangs wurden die Erhängungen durch den Lagerältesten, selbst ein Häftling, gemacht, des- sen Namen ich nicht kannte. Dieser Lagerälteste(ein politischer Häftling) wurde im Laufe des Winters(da er in die SS kam) durch einen anderen Lagerältesten ersetzt, der diskreter war. Er wußte drei Blockälteste zu finden, die freiwillige Henker wurden.(73)

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Diese ganze Töterei war verwaltungsmäßig durch eine genaue Regelung organisiert; alle E ihre Einzelheiten wurden aus den Lagerarchiven bekannt. Alle Ergebnisse dieser Prozeduren wurden in genauer Buchführung vermerkt. Regelmäßige Berichte wurden darüber der vorge. setzten Behörde erstattet.;

Tatsächlich schickte der Lagerkommandant seinen Vorgesegten jede Woche auf vorgedruckten Formularen, deren Modell aufgefunden wurde, eine zahlenmäßige Aufstellung der Toten der Woche, eingeteilt in fünf Kategorien, die an Krankheit Gestorbenen, die Erschossenen, die im Hinrichtungsweg Gehängten, die durch Selbstmord(mit einem ihnen hierzu übergebenen Strick) Erhängten, die Selbstmörder.(65) e:

Die Liste der ermordeten Lagergefangenen vergrößerte sich unaufhörlich durch russische Kriegsgefangene, durch verschiedene aus den besegten europäischen Ländern angebrachte Bevöl- kerungsgruppen, durch Bevölkerungsgruppen, die von der Gestapo in den Straßen mitgenommen wurden, auf den Bahnhöfen, in ihren Wohnungen, bei Razzien und den von den Nazis systema- tisch in Polen und anderen europäischen Ländern vorgenommenen Haussuchungen, und endlich durch die aus den von der Gestapo in Polen und den verschiedenen StädtenWesteuropas ein- gerichteten Ghettos eingelieferten Juden.

Unter den Gefangenen waren zahlreiche Frauen, Kinder und Greise. Manchmal bildeten die

Häftlinge ganze Familien. Man fand unter ihnen Kinder jeden Alters bis zu den Allerkleinsten. i(III)

Ein deutscher Häftling namens Karr war von den SS -Leuten damit beauftragt, tödliche Ein- sprigungen zu machen. Im Prinzip sollte er die, Unheilbaren einsprigen. Tatsächlich wählte er jeden Morgen diejenigen aus, die ihm nicht ihre Pakete gaben, die jungen Burschen, die sich nicht zu seinen lasterhaften Vergnügungen hergaben, und andere einfach nach Zufall. Er bestimmte sie beim Morgenappell und sie erhielten die Einsprigung erst am Abend, damit sie so den ganzen Tag auf den Tod warten und über ihr Los nachdenken mußten.(63)>

Ich selbst sah einen Chefchirurgen des Krankenhauses, der gemurrt hatte, und der durch eine Herzeinsprigung mit Phenol getötet wurde.

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