Medizinische Experimente und Vivisektion

Die Deutschen machten medizinische Experimente und sie hatten für diese Zwecke mehrere Blöcke reserviert. Die Versuchskaninchen waren natürlich Häftlinge.(86)

Man verstehe mich wohl: die Versuchskaninchen sind Menschen und man versucht an ihnen

zerstörerische Materialien: neues Gas oder Brandflüssigkeit, ebensowohl als Heilstoffe: Impfstoffe oder Antivirus-Stoffe.(69)

Im Lazarett von Neuengamme machte man Versuche mit Tuberkulosen. Ein Berliner Arzt kam jede Woche. Er organisierte und leitete selbst die Versuche. Zwei französische Ärzte waren Zeugen dieser Versuche. Sie erzählten mir oft davon, aber sie waren immer äußerst diskret, denn sie fürchteten Repressalien und behielten sich vor, alle Einzelheiten bei ihrer Rückkehr nach Frankreich bekanntzugeben; leider fürchte ich, daß sie alle beide umgekommen sind.

Einer von ihnen sagte mir einmal, daß diese Versuche absolut grotesk waren, denn die Ver-' wendung des angewendeten Mittels konnte mit einer Kanone 420 gegen eine Mücke verglichen werden; mit anderen Worten, das Mittel war außerordentlich brutal und gefährlicher als die Krankheit selbst.(73)

lm Block Nr. 20 war ein großer Saal mit Tuberkulösen. Die Bayer-Fabriken schickten ein Medikament in Ampullen ohne irgendwelche Bezeichnung. Man machte mit diesen Ampullen den Tuberkulösen Einsprigungen. Diese Unglücklichen wurden niemals vergast, aber man wartete auf ihren Tod, der sehr rasch eintrat. Alle Tuberkulösen des Lagers bildeten einen besonderen Krankheitsherd, der die besonders rasche Entwicklung der Krankheit infolge der furchtbaren hygienischen Verhältnisse des Lagers begünstigte.

Bei der Totenuntersuchung entnahm man Teile der Lungen und der Luftröhren-Ganglien, die zu Studienzwecken in ein von der Fabrik bezeichnetes Laboratorium gesandt wurden.

150 jüdische Frauen, die von ‚Bayer der Lagerverwaltung von Auschwig abgekauft worden waren, wurden in einen Frauenblock außerhalb des Lagers gelegt und dienten Experimenten mit unbekannten Hormonpräparaten.

Ein deutsches Institut verlangte, daß Versuche mit einschläferndem anästhesierendem Evipan in Form von intravenösen Einspritzungen gemacht wurden.

Es waren natürlich wiederum die Häftlinge, auf deren Kosten diese Versuche gemacht wurden und zwar im Lager von Bune. Man verlangte zu diesem Zweck vom SS -Revier 6000 Ampullen Evipan.(86)

Buchenwald war ein großes Untersuchungszentrum für den exanthematischen Typhus; es unterstand dem SS -Hygieneinstitut von Berlin , dessen Chef ein SS-Chefarzt war. Dieses Unter- suchungszentrum wurde im Block 46 eingerichtet und mit den legten Vervollkommnungen und großem Luxus ausgestattet. Es umfaßte ein Diagnosezentrum, das Laboratorium, die Räume zur Präparierung von Impfstoff(für die deutsche Armee). Da es praktisch unmöglich ist, die Typhus - bakterien in einer Kultur-Bouillon in einer Glasröhre durch Auspflanzung zu erhalten, wie das für die meisten anderen Mikroben geschieht, so erhielt man die Typhus -Kulturen an lebenden Individuen. Jedes Individuum war eine lebende Kultur von Typhusmikroben.(93)

Sehr oft versucht man an den Häftlingen neue Impfstoffe.(69)

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