Hamburg , den 30. November 1942

Ich betrachte mich als Täter aus weltanschaulicher Überzeugung und bin deshalb gewillt, für meine Tat mannhaft einzustehen. Dabei handelt es sich bei mir nicht um eine Tat, auch nicht um eine Tat, sondern um eine auf verschiedenen Ursachen begründete fort­gesetzte Handlung, die mit einer gewissen Eigengesetz­lichkeit sich fortlaufend entwickelte. Die Grundlage meiner Einstellung ist meine sozialistische Erziehung im Elternhaus und in der proletarischen Jugendbewegung. Dort lernte ich die Ideen des Sozialismus kennen, für die ich während meines ganzen Lebens mannhaft und ohne Schwanken eingetreten bin.

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Meine illegale Arbeit während des letzten Jahres wurde vorwiegend von zwei Faktoren bestimmt, die meiner Bereitschaft, gegen die bestehenden Gesetze zu handeln, den entscheidenden Anstoß gaben. Der erste Faktor war meine siebenjährige Haft von 1933 bis 1940 - davon vier Jahre Konzentrationslager, während der ich entsetzliche Dinge erlebt, gesehen und gehört habe. Diese Zeit hat mir jede Möglichkeit des Zweifels in bezug auf meine weltanschauliche Grundeinstellung genommen, denn meine Überzeugung, daß eine Gesellschaftsordnung, in der solche Dinge möglich sind, wie ich sie erlebte, beseitigt werden muß, wurde dadurch grundfest gemacht, soweit das bisher noch nicht der Fall war.

Der zweite Faktor war der 1939 begonnene zweite Weltkrieg, der in mir alle Erinnerungen an den Krieg 1914 bis 1918 weckte, den ich zwei Jahre als Frontsoldat vor Ypern , an der Somme, vor Verdun und an anderen Frontabschnitten der Westfront mitmachte. Er verstärkte in mir die Überzeugung, daß, solange die kapitalistische Gesellschaftsordnung besteht, es immer wieder zu solchen, alle humanitären Regungen der menschlichen Gesellschaft und ungeheure materielle Güter zerstörenden Kriegen

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