Bewußtsein der Freiheit nahm ich diese Enttäuschung tapfer hin. Meine Angehörigen hatten mir in ihrer Wohnung ein großes Zimmer fürsorglich und nett eingerichtet, für das ich sehr dankbar war. Als wir uns früh am Morgen zur Ruhe legten, fühlte ich mich unendlich reich, und ich wußte, daß ich nun wirklich ganz heimgekehrt
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Bei meiner Entlassung hatte man mir auf der Politischen Abteilung des Konzentrationslagers erklärt, daß ich mich nach meiner Ankunft in Münster sofort bei der Geheimen Staatspolizei zu melden habe. Am 22. März 1943 machte ich also befehlsgemäß den letzten, schweren Gang zur Gutenbergstraße, in das Haus, in dem ich so vielen schrecklichen Verhören ausgesetzt gewesen war und so viele Stunden der Qual durchlebt hatte.
Unten beim Portier mußte ich meinen Namen eintragen und angeben, wen ich zu sprechen wünsche und in welcher Angelegenheit. Dann wurde die genaue Minute meiner Ankunft notiert und nachher die genaue Minute meines Gehens. Wie vorsichtig doch diese Herren und Handlanger Himmlers schon damals waren, wie unsicher sie sich fühlen mußten, wenn schon solche Anordnungen getroffen wurden! Ich stieg die vielen Stufen hinauf und klopfte an das mir so gut bekannte Zimmer. Als ich eintrat, rief mir der Herr Dehm wahrhaftig entgegen: ,, Da ist ja unsere Nanda wieder!" Ich war über diese Frechheit reichlich erstaunt und antwortete eisig: ,, Ich bin für Sie nicht ,, Nanda", sondern nach wie vor Fräulein Herbermann!" Da meinte er noch, warum ich denn so kühl sei, ich sei doch jetzt wieder frei. ,, O", sagte ich ,,, erinnern Sie sich nicht, Herr Dehm, wie gerade Sie mir beim letzten Verhör erklärten, Sie seien durch alle diese Verhöre, auf die Sie so viel kostbare Zeit verwandt hätten, nicht klüger geworden als am ersten Tag? Und daß ich Ihnen darauf entgegnet habe, daß Sie durch mich,
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