Unter Verfolgung der Gestapo

,, Sind Sie die Sekretärin von Pater Friedrich Mucker­ mann ?"

,, Führen Sie mich in die Redaktionsräume des, Gral'". Der kleine, untersetzte Mann mit den böseflackernden Augen, der so zu mir sprach, zog mit der Linken eine metallene Marke aus der Tasche und hielt sie kurz hin mit den Worten: ,, Geheime Staatspolizei ".

Ja, ich war die Sekretärin von Pater Muckermann, und diese Begegnung mit der Gestapo im Jahre 1934 war der Anfang einer Kette von Verfolgungen und Nachstellun­gen durch ihre Agenten.

Viele Jahre hindurch hatte ich schon bei Pater Muk­kermann S.J. die Stelle der Sekretärin inne. Ich war Geschäftsführerin seiner Monatsschrift für Dichtung und Leben ,, Der Gral" und später auch Schriftleiterin der von ihm herausgegebenen verschiedenen Zeitungskorre­spondenzen.

Längst vor der Machtübernahme hatte Pater Mucker­mann schon in Wort und Schrift überall auf das wahre Wesen des Nationalsozialismus hingewiesen und vor sei­nen Gefahren und den daraus für Deutschland und das gesamte deutsche Volk notwendig entstehenden Folgen offen gewarnt. Das hatte ihm den glühenden Haß der Parteigänger zugezogen. Als er dann im Jahre 1934 we­gen der dauernden scharfen Angriffe und offenen Drohun­gen der nationalsozialistischen Zeitungen über Nacht Deutschland verließ und auf Betreiben seiner Freunde über die holländische Grenze ging, wurde mir die ge­samte Leitung des Redaktionsbetriebes übertragen. Ich widmete mich dieser Aufgabe unter Mithilfe einiger we­niger Getreuer und war rastlos, oft bis in die Nacht hin­ein, tätig. Ein Teil der Angestellten verließ uns aus

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