Ich empfand ihre Gegenwart als störend und belastend in dieser Stunde, am Vormittag des 19. März| 943, am Feste des hl. Josef, zu dem ich all die schwere Zeit hindurch täglich inbrünstig gebetet hatte.
Freiheit! Freiheit!
Nachdem ich zum letzten Mal die Torwache des Lagers passiert und den unheimlichen, mehr als haus- hohen Mauern für immer den Rücken gekehrt hatte, tat ich den tiefsten Atemzug meines ganzen Lebens, schaute mich noch einmal, ein einziges Mal noch, um. Meine Augen glitten die Mauern entlang, auf und nieder, und lange, sehr lange konnte ich mich von diesem Anblick, der noch einmal alles Erlebte in mir wachrief, nicht lösen. Großer Gott, ich lobe Dich! So wie der erste Zwang der letzte Atemzug einer freien Seele ist, so ist der erste Atemzug einer neu geschenkten Freiheit wie eine Auferstehung von den Toten, der Beginn einer„vita nuova“, eines neuen Lebens. Und in diesem Augenblick erfuhr ich in dem beglückenden Zustand meiner Freiheit ganz neu und ganz anders die Bedeutung des Wortes Leben.
Eingesperrt sein! Welche Empfindungen hatte das in mir wachgerufen! Diese schreckliche, Geist und Körper lähmende Empfindung war es, die mich bei meinem raschen Temperament oft zu Wutanfällen, ja zur Ver- zweiflung hätte treiben können. Doch ich wußte ja, daß Zorn und Verzweiflung nichts halfen. Da hieß es, die Vernunft anrufen, die so viele in dieser Lage ganz vel- loren hatten, und sich ins Unvermeidliche zu fügen. Und ich hatte selbst in der Gefangenschaft einen Reichtum, meinen Glauben und mein Gottvertrauen, und habe ihn mir mit Gottes Gnade durch die verzweifeltesten Stun- den hindurch bewahrt. Ich wußte um den Sinn des Lei- dens. So nur konnte ich still und ergeben werden, wenn auch bis in die Träume hinein sich oft die Qual meiner Lage hineingeschlichen hat. Wochen schlief ich im KZ
192
| | \ \
Sch quä wer We so| Fre und zuf
1}
| kaı
lin uns rot 200 sch
ı aus
Kir
| Mi


