gaben es auf und warteten nicht mehr. Doch wie sollt ihr es verstehen, die ihr nicht dabei waret! So etwas läßt sich nicht beschreiben. Manchmal wünschte ich, es käme jemand, der mir mit einem Brett auf den Kopf schlüge und zwar gleich so stark, daß das Denken, dieses qualvolle Denken, aufgehört hätte. Aber dieses wohl­tuende Werk vollbrachte niemand an mir. Geistig- see­lisch mußte ich diese Marter weiter tragen. Es war wirk­lich zum Wahnsinnigwerden.

Und meine Mitgefangenen! Wie sie dahinkrochen mit ihren oft schwankenden, ausgezehrten und mißhandelten Körpern! Wie manches Mal stand eine der mir Anver­trauten im Block II vor mir: ,, Nanda, ich kann es nicht mehr aushalten; ich mache ein Ende!" Aus meinem eige­nen, wunden Herzen heraus suchte ich ihnen dann doch wieder etwas Mut zu machen, sie zu halten, sie vor dem Selbstmord zu bewahren. Aber schwer ist dieses Auf­richten mir oft geworden. Und wenn es mir nicht glückte, sie von ihrem Vorhaben abzubringen, dann habe ich die wenigen Stunden des Schlafes geopfert, habe gebetet, ge­wacht und gelauscht, ob nicht doch Eine der Ärmsten heimlich durch die Barackenfenster entfloh, um an dem elektrisch geladenen Stacheldraht ihrem Leben ein schnelles Ende zu machen, wie es so manches Mal ge­schehen war.

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Einmal bin ich spät um Mitternacht hinter der Erna hergerast und erwischte sie noch gerade man kann sagen einige Meter vor dem Tode. Sie schlug um sich, tobte und schrie mich an: ,, Laß mich in Ruhe! Auch Du kannst mich nicht retten! Ich will nicht mehr leben!" Da habe ich ganz ruhig, voller Verstehen und Erbarmen, mit ihr gesprochen, habe mit ihr geweint, und ich war so glücklich, als sie sich nach innerem, schwe­rem Kampf doch entschloß, an meinem Arm mit mir in die Baracke zurückzukehren. Von dieser Nacht an hat­ten wir beiden ein Geheimnis miteinander, von dem sonst niemand wußte. Auf Selbstmordversuche stand schwerster und wochenlanger Dunkelarrest. Diese Erna war über vierzig Jahre alt und über fünfzehn Jahre

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