besser bei ihr heraus zu haben. Das alles hatte ich in andern Blocks schmerzlich beobachtet und wollte deshalb dem allem aus dem Wege gehen. Zudem konnte ich es nicht verantworten, daß die Gefangenen sich meinetwegen strafbar machten. Einige aber konnten es nicht lassen. Es waren wohl diejenigen, deren Herzen mir am meisten zugetan waren. Das wußten sie alle: Aus Berechnung nahm ich keine Geschenke an. Niemand konnte bei mir der Geschenke wegen mehr Nachsicht erwarten. Sie waren und blieben mir alle gleich. Sie wußten es auch, daß jede, die sich anständig aufführte, von mir anständig behandelt wurde. Doch die ganz Getreuen, Unentwegten kamen heimlich zu mir geschlichen, drückten mir verstohlen etwas in die Hand oder legten es auf meine Pritsche: ,, Bitte, bitte, nimm es doch an!" Wie konnte und durfte ich da Nein sagen? Liebe kennt kein Verbot. So auch hier. Ich bekam von der einen ein schönes, aus Pappe gearbeitetes, mit bunten Schnüren geschmücktes Appellbuch, das mir zu den täglichen Appellen dringend fehlte. Auch hier war das Material dazu heimlich ,, organisiert". Wehe, wehe, wenn Kommandant und SS - Bewachung davon erfuhren!
Die Polinnen, die ganz unter sich in ihren Baracken waren, hielten am Weihnachtstag ihren Gottesdienst singend in lateinischer Sprache ab. Selbstgezimmerte Krippen waren aufgebaut. Und wenn am Mittag oder am Abend für eine Stunde keine SS- Wache zugegen war, da wurde diese ergreifende, religiöse Feier mit Würde begangen. Einige Gefangene mußten Wache halten hinter der Barackentür. Wenn die SS- Wache gesichtet wurde, dann war in zwei Minuten alles restlos weggeschafft, und selbst der geriebenste SS- Mann und die gerissenste SS- Aufseherin konnten keine Spur von dem mehr entdecken, was da eben vor sich gegangen war. Einmal habe ich auf persönliche Einladung der Polen- Blockältesten an solcher erhebenden und ergreifenden Feier teilnehmen dürfen. Es war mir, als sei ich in einer Kirche, und voller Inbrunst und Andacht habe ich gemeinsam mit diesen edlen Polinnen gesungen und gebetet. Das mußte
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