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chen zusammen. Und auf den Pritschen räkelten sich die Dirnen. Verschiedene unter ihnen benahmen sich an- ständig, die meisten aber waren für uns andere unaus- stehlich. Behaftet mit körperlichen Krankheiten, die ent- fesselt und großgezogen wurden in der Unterwelt der Menschheit, verkommen an Leib und Seele, alle Merk- male einer furchtbaren sittlichen Seuche an sich, trugen diese Ausgestoßenen teils mit Qual, teils aber auch herz- los und gleichgültig ihr trauriges Los. Zu jeder Zeit des Tages wurden Häftlinge aus dieser Zelle geholt. Die Zelle, kaum von einigen Insassen etwas leerer geworden, wurde mit neuen sofort wieder überbelegt. Sie blieb überfüllt. Wie sehnte ich mich zurück nach meiner sau- beren Zelle in Münster ! Da regte sich in seinen Büchern das Dritte Reich, der Nationalsozialismus mit allen sei- nen Propagandarednern in Schriften, Büchern und Vor- trägen über die Zustände in russischen Gefängnissen auf! Hatten die überhaupt Grund und Recht sich aufzuregen, wenn selbst in der Reichshauptstadt das größte Gefäng- nis völlig verdreckt, verlaust und verwanzt war?! Schlim- mer konnte es in einem russischen Gefängnis auch nie- mals gewesen sein. Peinlich war die Toilettenfrage. Vor unser aller Augen verrichtete jede ihre Notdurft, und die Brille war Tag und Nacht beschmiert. Man kann es sich nicht vorstellen, wenn man es nicht selbst erlebt hat. Was ich hier berichte, erscheint den Lesern gewiß als übertrieben aber es ist Tatsache. Die Dirnen trie- ben auf ihren Pritschen die tollsten Dinge miteinander. Niemand konnte helfen. In einer Nacht war das so schlimm, daß es zu einer groben Schlägerei unter den Dirnen aus gegenseitiger Eifersucht kam. Die beiden Nonnen, einige andere beherzte Häftlinge und ich ent- schlossen uns, auf die Nachtschelle zu drücken; denn das konnte kein anständiger Mensch mehr mitmachen, diese Zumutung ging denn doch zu weit. Die Wachtmeisterin kam, schlug die Dirnen auseinander und führte einige von diesen tobenden Ungeheuern hinaus. Zu essen gab es in Berlin bitter wenig. Morgens ein Stück trockenes Brot, am Mittag eine dünne Suppe ohne Kartoffeln und

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