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schrieben. Ich hatte diesen Herrschaften nichts zu be- kennen, und Verrat war nicht meine Sache. Meinen Le- benslauf zu schreiben, konnte ich nicht verweigern, und der wurde denn auch schließlich fertig.....

Oft habe ich, um mich abzulenken, halblaut alle Ge- dichte, die ich auswendig kannte, rezitiert, Stücke aus Dramen, die ich in der Schulzeit und später auswendig gelernt hatte, auch alle mir lieben Lieder summte ich leise; ich wollte nicht verblöden. Dann wieder erinner- ten mich die Kritzeleien an den Zellenwänden an Men- schen, die vor mir hier in dieser Zelle gelitten und ge- darbt hatten. Es waren da mit dem Fingernagel ganze Lebenstragödien eingekritzelt, erschütternde Lebensbeich- ten unglücklicher Menschenkinder....

Eines Tages erfuhr ich durch die Wachtmeisterin, daß zwei Männerhäftlinge unseres Gefängnisses zum Tode verurteilt waren und an einem Sonntag Mittag zur Hin- richtung abtransportiert werden sollten. Sie lagen ge- fesselt auf ihren Pritschen, der eine von ihnen hatte ver- schiedentlich Selbstmordversuche unternommen, die ihm nicht gelungen waren. Diese zwei Männer sah ich nun von meinem Fenster aus, an dessen Gittern ich mich hochgezogen hatte, um hinunter schauen zu können; ich sah, wie sie gefesselt, Schritt für Schritt es war ein unheimlicher Anblick über den Gefängnishof gingen und dann in einen Polizeiwagen verfrachtet wurden. Ich wußte, daß die Braut des einen Häftlings in unserem Frauengefängnis war, hatte ich sie doch oft bei unseren Spaziergängen gesehen, weiß wie Wachs mit rotge- weinten Augen. Was mochte ihr an diesem Sonntag durch die Seele gehen?

Oft beschäftigten sich meine Gedanken auch mit Dr Grüner, einem jungen, begabten Priester aus Vreden , den ich dort bei meinen guten Freunden T. des öftern erlebt hatte und der über mir in einer Zelle schmachtete. Wegen irgendeines Ausspruches in einer Predigt war auch er, wie so viele andere Priester, verhaftet worden.

Die Oberwachtmeisterin hatte mir an einem Sonntag beim Verlassen der Kapelle die Zelle oben gezeigt, in

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